Aktiv in Erkrath, Haan und Umgebung 120 Jahre liebevolle Bienenzucht

Erkrath · Paul Uerlich und seine Mitstreiter pflegen einen freundlichen Umgang mit ihren Bienen. Auf dem idyllischen Vereinsgelände leben zahlreiche Völker.

Harry Lieske (links), Michael Respondeck und Paul Uerlich vor einem Bienenvolk.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das Faszinierendste an den Bienen, sagt Paul Uerlich, ist die unglaubliche Leistung, die die kleinen Tiere erbringen. „Einer einzelnen Biene sieht man das nicht an“, erklärt der Vorsitzende des Bienenzuchtvereins Haan und Umgebung, in dem auch einige Erkrather aktiv sind. „Aber die Gesamtleistung des Volkes ist unglaublich.“ Etwa 50 000 bis 60 000 Tiere gehören in den Sommermonaten zu einem Volk, in den Wintermonaten weniger. Die beachtenswerte Leistung des Volkes sei zum einen eine Unsichtbare, sagt der begeisterte Imker Uerlich, nämlich die des Bestäubens der Pflanzen. Und zum anderen eine Sichtbare, Greifbare, Essbare – der Honig, rund 30 Kilogramm pro Volk und Jahr.

Freundlich, ja liebevoll spricht Uerlich von den Bienen: „Es sind freundliche Tiere. Sie dulden uns Menschen.“ Rund 40 Mitglieder hat der Bienenzuchtverein, alle Imker haben eigene Völker. Viele stehen auf dem Vereinsgelände in Haan-Gruiten, besonders auch Neu-Imker starten hier mit einem Volk oder zwei Völkern und lernen von den erfahreneren Vereinsmitgliedern. Das Gelände nahe der Gaststätte „Zum kühlen Grund“ und vereinzelter Häuser erstreckt sich abgelegen über eine weite Fläche mit Wald und Wasser und wirkt wie ein Paradies für die Bienenvölker.

Manchmal ziehen
die Bienenvölker auch um

Ein bis drei Kilometer, je nach Wetter, beträgt der Radius der Bienen. Manche Imker wandern für einen höheren Honig-Ertrag mit ihren Völkern zusätzlich zur Lindenblüte nach Düsseldorf oder zu einem großen Rapsfeld. Dies sei aber mit Aufwand verbunden, da die Stöcke transportiert werden müssen.

Vor 120 Jahren, im Jahr 1904, wurde der Verein gegründet. Paul Uerlich gehört ihm seit 19 Jahren an, seit 2023 ist er Vorsitzender. „Mein Vorgänger hat das sehr gut gemacht, ist aber leider nach schwerer Krankheit viel zu jung verstorben“, berichtet er. Neben Uerlich (65) hat der Verein einen engagierten Vorstand und einen ebenfalls sehr rührigen Ehrenvorsitzenden Harry Lieske, der auch häufig bei seinen Bienen auf dem Vereinsgelände anzutreffen ist. „Unser Verein gehört vielleicht nicht zu den größten, wohl aber zu den ältesten Bienenzuchtvereinen in Deutschland“, sagt Paul Uerlich. Er habe eine lange Tradition in der Region und fördere den Schutz der Bienen sowie die Verbreitung des Wissens um die Imkerei.

Die Jubiläumsfeier habe einmal mehr den starken Zusammenhalt der Vereinsmitglieder und die Leidenschaft für das gemeinsame Hobby gezeigt. Im Gespräch mit Uerlich wird rasch deutlich, dass dies auch bei den monatlichen Vereinstreffen, ja bei jedem Zwiegespräch zweier Imker deutlich wird. In Harmonie treffen sich Gleichgesinnte und tauschen sich aus.

Freuen würde sich der Verein über neue Mitglieder, die sich für die Imkerei interessieren. „Vor zehn Jahren lagen wir bei etwa 50 Mitgliedern. Ich weiß nicht, ob Corona uns, wie so vielen Vereinen, da einen Strich durch die Rechnung gemacht und die Mitgliederzahl etwas minimiert hat“, überlegt Uerlich. „Wir freuen uns auf jeden Fall auf viele weitere Jahre erfolgreichen Engagements für den Bienenschutz und die regionale Imkerei und heißen Interessierte herzlich willkommen.“ Bisher kommen die Mitglieder aus Haan, Erkrath, Wuppertal, Solingen und Düsseldorf.

Das „neue Bienenjahr“ starte stets im Februar mit der Jahresversammlung des Vereins. Während die im Frühjahr aktiven Bienen lediglich sechs Wochen leben, überleben die im August und September geschlüpften, die nicht so aktiv bei der Nektarsuche ausfliegen müssen, bis ins kommende Frühjahr und brauchen Nahrung. Und die Königin, die eine so große Anziehungskraft auf das riesige Volk ausübt, das alle im Schwarm bleiben, werde sogar vier Jahre alt. „Manchmal muss sie aber nach zwei Jahren ausgetauscht werden, weil sie sonst ausschwärmen könnte. Dann würden ihr manche Bienen folgen, das Volk würde sich teilen und der Imker die Hälfte seines Volkes verlieren.“