Emotionaler Abend in Haan Schwierige Aussprache mit dem Weihbischof
Haan/Hilden/Erkrath · Dominikus Schwaderlapp war ins Forum Haan gekommen, um mit Mitgliedern der durch die kirchliche Strukturreform hart getroffenen Pfarreien aus Haan, Hilden und Erkrath über die zukünftige Entwicklung zu diskutieren. Es wurde ein Abend mit vielen Schwierigkeiten.
Das Erzbistum Köln wollte im Hinblick auf die Neubesetzung der leitenden Pfarrstelle mit offenen Karten spielen und sandte aus diesem Grund Weihbischof Dominikus Schwaderlapp jetzt zu einer Aussprache ins Forum Haan. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Haan, Hilden und Erkrath, die sich in Gruppen und Gremien der betroffenen Pfarreien St. Chrysanthus und Daria (Haan), St. Jacobus (Hilden), St. Franziskus von Assisi (Hochdahl) sowie St. Johannes der Täufer und Mariä Himmelfahrt (Erkrath) engagieren, füllten den Saal. Seit der Strukturreform hatte der vorherige Pfarrer Monsignore Christoph Biskupek von Hochdahl aus die vier Gemeinden betreut. Die aus seiner Sicht primäre Aufgabe der Seelsorge konnte er aber neben den zahlreichen administrativen Aufgaben nicht mehr den eigenen Ansprüchen entsprechend erfüllen und erklärte im Sommer seinen Verzicht als leitender Pfarrer, den Erzbischof Rainer Maria Woelki zum 31. August angenommen hatte.
Diese Entscheidung hatte die betroffenen Gemeinden erschüttert, allerdings konnten die Gemeindemitglieder die Entscheidungsgründe nachvollziehen, nicht wenige vermissten, wie Biskupek selbst, in der Gemeindearbeit Aspekte der Seelsorge.
Im Hinblick auf die Suche nach einem Nachfolger, wollte Weihbischof Schwaderlapp wie bei einem Bewerbungsgespräch die Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden sowie deren Sozialstrukturen eruieren. Dazu übernahm er die Rolle des Bewerbers, dem sich die einzelnen Gemeinden mit ihren Besonderheiten vorstellen sollten. Doch schnell geriet das Rollenspiel in unruhiges Fahrwasser, denn Rainald Müller, Vorstand des Pfarrgemeinderates in Haan, schoss gleich zu Beginn eine verbale Breitseite gegen den Weihbischof, den er als Teil des Systems Woelki angriff, das auf dem synodalen Weg bislang nur für Enttäuschungen gesorgt habe. „Hiermit entziehe ich Erzbischof Woelki und Ihnen jegliches Vertrauen“, rief Müller sichtlich erbost.
Doch die Veranstaltung sollte nicht vorzeitig in einem Eklat enden, denn Schwaderlapp bot Müller weitere Termine, an denen die spezifischen Probleme zur Sprache kommen sollten, an. Was die Einheit der Pfarrgemeinden anging, so seien viele unterteilt, so etwa in Hochdahl, Erkrath und Unterfeldhaus. Wolfgang Damberg, Mitglied des Pfarrgemeinderats in Hochdahl, beschrieb die Stadt in einer Retorten-Architektur und wünschte sich für die Zukunft, dass in der Gemeindearbeit ein Schwerpunkt auf die Kinder- und Jugendarbeit gelegt würde.
Auch in Hilden, wo vier Gemeinden zusammengelegt wurden, gebe es soziale Unterschiede. Als Fazit konnte Schwaderlapp jedenfalls festhalten, dass der zukünftige Kandidat Toleranz für Vielfalt aufbringen müsse, eine Eigenschaft, die eigentlich selbstverständlich sein sollte. Auch für kulturelle Schwerpunkte, etwa die Pflege der Kirchenmusik in Gruiten, sollte Interesse bestehen.
Doch immer wieder offenbarte sich der Wunsch nach klassischer Seelsorge-Arbeit. Der Ruf nach einem guten Hirten, der klare religiöse Orientierung vermittelt und sich um die einzelnen Seelen sorgt, zog sich wie ein roter Faden durch die Wunschliste der Anwesenden.
Doch, um im Bild zu bleiben, sollte der Hirte die Weide nicht zu sehr einengen. Deutlich war spürbar, wie sehr unterschiedliche Gremien und Gruppen den Freiraum der Vergangenheit genutzt hatten, um respektable Gemeindeangebote auf die Beine zu stellen. Darauf waren insbesondere die engagierten Frauen stolz und wollten keinesfalls wieder zum Kaffeekochen und Kuchen backen abkommandiert werden, wobei die Thematik um Maria 2.0 ausgespart blieb.
Die Suche nach einem neuen Pfarrer für die Leitung des Gemeindeverbunds dürfte nicht einfach sein. Ohne Strukturveränderungen, die den Pfarrer von Management-Aufgaben entlasten, wird der Wunsch nach intensiverer Seelsorge kaum zu erfüllen sein. „Gemeinden, die beten, werden leben, Gemeinden die nicht beten werden sterben“, versuchte es Weihbischof Schwaderlapp mit Gottvertrauen.
Als Protest gegen diese etwas simple Handlungsanweisung aufkam, ergänzte Schwaderlapp, „dass ohne Beten alles nichts sei“. „Mit diesem Satz hätten Sie den Job bei mir nicht bekommen“, so lautete eine Reaktion aus dem Publikum.