Erkrath Der Lokschuppen erwacht aus dem Corona-bedingten Schlaf
Erkrath. · Ein weiterer Güterwaggon hätte nach Wunsch der Ehrenamtler vor der Tür die Gäste begeistern sollen. Aber auch wenn die Auflagen der Corona-Krise manchen Plan vereiteln, freuen sich alle über die – probeweise – Wiedereröffnung.
Das Verein Eisenbahn- und Heimatmuseum Erkrath-Hochdahl (EHEH) hat im Zuge der schrittweisen Lockerung der Corona-Beschränkungen am Sonntag erstmals wieder geöffnet – zunächst probeweise. „Wir sind froh, dass das jetzt möglich ist“, sagt Vorsitzender Ralf Fellenberg, „es macht ja auch Spaß.“ Regeln waren zu beachten, die das Museums-Erlebnis kaum beeinträchtigen konnten. Im Gegenteil.
Ein- und Ausgang sind getrennt, so dass Besucher erst nach ihrem Besuch durch den „Fahrkartenschalter“ mussten. Das scheint eine gute Lösung für die Zukunft zu sein, weil man dort unter den frischen Eindrücken noch Souvenirs wie Bücher kaufen kann. In der großen Halle waren die Ausstellungswagen um 90 Grad gedreht, um die Gäste entlang eines ausgewiesenen Pfades zu führen. Neben den Pfeilen kleben nun die bekannten „Abstand halten!“-Sticker auf dem Boden. „Mäander-Weg“ nennt Ralf Fellenberg den Zickzack-Pfad, was nicht zufällig so ähnlich wie „Neander(-Weg)“ klingt.
Fast das gesamte Vereinsleben war zum Erliegen gekommen
„Wir haben Helmut Messerich von der Stadtverwaltung ein schriftliches Konzept zur Einhaltung der Corona-Regeln vorgelegt, das so genehmigt wurde“, berichtet er. „Wir haben uns gedacht, versuchen wir’s mal und nutzen die Chance“. Denn mit dem Lockdown im März war fast das gesamte Vereinsleben zum Erliegen gekommen. Der für Ende März terminierte „Ladies Markt“ musste ebenso abgesagt werden wie der reguläre Saisonstart fürs Museum im April. Den Verein trifft das hart, nicht nur weil die Mitglieder mit Herzblut bei der ehrenamtlichen Arbeit sind, sondern weil der Verein sich über die Gast-Veranstaltungen im Lokschuppen finanziert. Ob in diesem Jahr noch Einnahmen reinkommen, hängt von den Entscheidungen der Landesregierung ab. „Wir wollten eigentlich auch einen weiteren Güterwaggon herrichten und auf dem Gleis draußen präsentieren, aber wir konnten nichts tun“, erzählt Fellenberg. Die aktiven Mitglieder seien alle im „corona-kritischen Alter“, deshalb konnte die Idee nicht umgesetzt werden. Anders als Arbeit am Schreibtisch: Mitglied Armin Gärtner hat ein Buch mit dem Titel „Reisebürosonderzüge – Urlaub von Anfang an“ geschrieben. Bis es Ende Oktober auf den Markt kommen soll, können die Besucher einen Teaser-Blick auf das Quellmaterial werfen: Urlaubskataloge für Bahnreisen ab 1948 wurden gesammelt und liegen im Museum aus. „Früher gab es kaum Individualtourismus, da ist man im Liegewagen nach Österreich, Italien oder Jugoslawien gefahren“, erzählt der Vorsitzende.
An diese Zeiten kann sich auch die Familie Pauler aus Leverkusen kaum erinnern. Die fünf hatten zufällig vom Lokschuppen erfahren und genossen das Glück, dass nun wieder geöffnet ist. „Seit die Kinder da sind, suche mein Mann auf jeder Reise nach irgendwas mit Eisenbahn – und die Familie muss mit“, sagt Mutter Iris lachend.