Erkrather sticht auf Nachbarn ein
Ein 45-Jähriger wurde gestern Vormmittag am Eichendorffweg in Hochdahl lebensgefährlich verletzt. Der Täter stellte sich der Polizei.
Erkrath. „Ist das Blut, was da an dem Balkon klebt?“, fragt ein 13-jähriger Junge. Mit seinen gleichaltrigen Freunden steht der Junge vor dem Eingang des Hochhauses am Eichendorffweg in der Sandheide. In der ersten und zweiten Etage des Hauses Nummer 3 hat sich wenige Stunden zuvor ein Drama abgespielt.
Die Polizei und die Feuerwehr berichten, dass sie gestern gegen 11.35 Uhr informiert wurden: Ein schwer verletzter und blutüberströmter Mann soll sich in einer Wohnung am Eichendorffweg aufhalten. Am Einsatzort angekommen, fanden Polizei und Notarzt einen offenbar durch Messerstiche lebensgefährlich verletzten 45-Jährigen. Nach der Versorgung durch den Notarzt wurde der Schwerverletzte mit einem Rettungshubschrauber in die Unfallklinik nach Duisburg-Buchholz geflogen. Der Hubschrauber landete auf dem Gelände der Grundschule Sandheide.
Noch während Polizei und Feuerwehr auf dem Weg zum Eichendorffweg waren, erschien ein 41-jähriger Erkrather in der Hochdahler Polizeiwache, um sich dort freiwillig den Justizbehörden zu stellen. Nach Angaben des Mannes hatte er nur wenige Minuten zuvor am Eichendorffweg seinen Nachbarn erstochen. Der 41-Jährige wurde daraufhin festgenommen und der Kriminalpolizei übergeben.
Der Tatort wurde von der Polizei weiträumig abgesperrt. Die Spurensicherung war im Einsatz, die Kriminalpolizei hat ihre Ermittlungen aufgenommen. Über die genauen Umstände der Tat bewahrt die Polizei augenblicklich Stillschweigen. Die Staatsanwaltschaft in Wuppertal ist in die Ermittlungen zu dem Verfahren eingeschaltet worden. Nachbarn berichten, dass der mutmaßliche Täter und sein Opfer beides Familienväter sind und sich schon seit längerer Zeit kannten. Von einem Streit oder einer lautstarken Auseinandersetzung hat keiner der Nachbarn etwas mitbekommen.
Das Hochhaus am Eichendorffweg ist in den vergangenen Jahren immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Im August vergangenen Jahres kam es zu einem Brand in der vierten Etage des Gebäudes. Die Mieterin der Wohnung wurde schwer verletzt, Nachbarn retteten die Bewohner der darüber liegenden Wohnungen. Starker Rauch hatte die Menschen ins Lebensgefahr gebracht.
Im Jahr 2011 hatte das Wuppertaler Landgericht die schwierige Aufgabe zu klären, wer den zweijährigen Daniel so schwer verletzt hat, dass er am 12. Mai 2010 um 14.32 Uhr in einer Wohnung am Eichendorffweg 1 vom Notarzt für tot erklärt wurde. Der ehemalige Lebensgefährte der Mutter wurde zu neun Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er den kleinen Jungen in den Bauch geschlagen hat sowie mit kochendem Wasser den Rücken verbrühte.
Die Mutter des getöteten Jungen wurde vom Gericht zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Sie hatte ihr Kind nicht zum Arzt gebracht, nachdem der Junge schon Wochen vorher vom später verurteilten Täter verletzt worden war. Vor Gericht sagte der Täter: „Gott weiß, ich war es nicht.“