Fasten: Die Zeit des Verzichts
Unsere Redaktion hat sich umgehört, wie die Erkrather mit dem Thema Fasten umgehen.
Erkrath. Frühjahrsputz im Magen, Erfrischendes für Geist und Seele — sieben Wochen vor Ostern beginnt die Fastenzeit. Nachdem die närrischen Tage mit dem Aschermittwoch enden, legt so mancher auch Messer und Gabel beiseite.
Mittlerweile ist nicht nur der Verzicht auf Nahrung in dieser Zeit für viele Menschen üblich, sondern auch der auf andere Annehmlichkeiten wie Alkohol, Zigaretten oder Fernsehen. Nicht immer steht dabei ein religiöses Motiv im Hintergrund.
„Ich verzichte in diesen Wochen auf Fleisch. Außerdem versuche ich, so viel Gutes wie möglich zu tun — nicht nur anderen, sondern auch mir selbst“, erzählt Elizabeth Brunner und meint damit keine materiellen Gefälligkeiten.
„Ich entlaste meinen Körper. Fasten hat jedoch nicht nur etwas mit Essen zu tun. Es ist die Zeit der Geständnisse. Ich versuche, zu mir selbst zu finden und frage mich, was mir gut tut — das ist wichtiger als die Frage, ob ich heute etwas esse.“
Auch Vivian da Silva verzichtet bis Ostern auf Fleisch. „Das letzte Mal habe ich Schokolade gefastet. Das war schwieriger“, gibt die 13-Jährige zu, die die Passionszeit gemeinsam mit ihrer Mutter begeht. „Wir nehmen das Thema gerade auch im Religionsunterricht durch“, erzählt Vivian.
Wohl einer der jüngsten Fastenden in Erkrath dürfte Benjamin sein. Mit gerade vier Jahren hat er im Kindergarten das Thema kennengelernt. „Die Kinder durften sich etwas aussuchen, was sie fasten wollen. Viele verzichten auf Süßigkeiten. Benjamin wollte lieber aktiv etwas tun und hilft bis Ostern im Haushalt mit“, sagt Sabine Lange und lächelt ihren Sohn an.
Auf außergewöhnliche Art ist ein 26-jähriger Erkrather zur Fastenzeit gekommen, „Ich verzichte auf jegliche Art von Sexualität“, sagt der junge Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.
„Die Idee entstand bei einem Bier mit einem Kumpel. Erst war es nur Spaß. Doch jetzt haben wir einen ernsten Deal und wollen das sieben Wochen lang durchziehen“, erzählt er. „Bisher hat es geklappt — auch wenn unsere Freundinnen uns zunächst nicht ernst genommen haben.“ Aus religiösen Gründen tun sie das jedoch nicht: „Es ist eher eine persönliche Herausforderung.“
„Das ist doch Unsinn. Am Fasten hatte ich noch nie Interesse“, hält Patrick Rack dagegen. „Ich finde nicht, dass ich meinen Körper vor Ostern innerlich reinigen müsste.“ Dem stimmt Wilhelm Schröder nur begrenzt zu. „Ich faste Fleisch und Wurst — aber nur aus gesundheitlichen Gründen“, sagt er und reibt sich den Bauch. „Das fällt mir nicht schwer. Ich muss kein Fleisch essen, um glücklich zu sein.“