Gymnasium am Neandertal setzt auf neues, freies Lernkonzept

Das Pädagogik-Modell setzt auf Eigenverantwortung und Selbstständigkeit. Der Start ist für das Schuljahr 2016/2017 vorgesehen.

Foto: Janicki

Erkrath. Schon geographisch betrachtet trennen die beiden Gymnasien der Stadt fünf Kilometer Fußweg. Und auch was das pädagogische Konzept der gebundenen Ganztagsschulen angeht, setzen das „Gymnasium am Neandertal“ und das „Gymnasium Hochdahl“ auf zwei verschiedene Wege. Bereits im November vergangenen Jahres hat die Schulkonferenz des GymNeander beschlossen: Zum Schuljahr 2016/17 wird ein fortgeführtes Lernzeitenkonzept nach dem „Dalton“-Modell eingeführt.

Hans Gruttmann, Schulleiter

Überzeugt hatte sie ein Versprechen, das die Erfinderin von „Dalton“ bereits Anfang des 20. Jahr hunderts gegeben hatte: „Dalton is not a system, it’s a way of life“, schrieb die Pädagogin Helen Parkhurst. Durch gegenseitigen Respekt, Anerkennung und Freiheit zeichnet sich das Konzept aus. Für den Unterricht am Gymnasium am Neandertal heißt das konkret, dass ein Drittel der Unterrichtszeit für freie Lernzeiten eingesetzt wird.

Die Schülerinnen und Schüler suchen sich angeleitet Aufgaben aus, die sie frei bearbeiten. „Die Lernzeit in der Schule soll effektiver werden“, sagt Schulleiter Hans Gruttmann. Mit dem Lernzeitenkonzept könne die Arbeitsweise, wie sie Grundschulen pflegen, fortgeführt werden. „Freiheit in Gebundenheit“ benennt Gruttmann diese. Denn die Schüler suchen sich das Projekt, die betreuende Lehrkraft und den Lernort selber aus. Die Schulleitung verspricht sich zudem hinsichtlich des Miteinanders innerhalb der Schule einiges von dem „Dalton“-Konzept, das sich selbst auf die Fahne schreibt, für ein besseres Schulklima zu sorgen. „Jüngere können Ältere Mitschüler direkt fragen“, sagt Gruttmann. Das bedeutet auch, dass sich der lehrergesteuerte Unterricht reduziert und eine effektivere Lernumgebung geschaffen werden könnte.

Ein frischer Wind weht dann auch durch die Alltagsstrukturen der Lehrer am GymNeander. Eingefahrene Abläufe müssen aufgebrochen werden, denn sinnigerweise nimmt das Konzept auch die „Daltonlehrkraft“ in die Pflicht: Wie einen Trainer, der Empathie ausstrahlt und Gerechtigkeit vermittelt, und der die Schüler respektiert und motiviert charakterisiert Pädagogin Parkhurst ihn. Eine Idealvorstellung — mit Probelaufzeit in der Heinrichstraße. Zunächst ausschließlich in den Jahrgängen fünf bis neun aufgebaut, soll das Konzept schrittweise in der Einführungsphase sowie der Q1 und Q2 eingesetzt werden.

Damit reagiert die Schule auf den Zehn-Punkte-Plan des Landes, was die Bildung angeht. Das Gymnasium Hochdahl beabsichtigt ebenfalls, die Eigenverantwortung und Selbstständigkeit seiner Schülerinnen und Schüler zu fördern. „Wir setzen nur andere Akzente“, sagt Schulleiter Christof Krügermann. In Übungsstunden werden auch hier die Lernenden angeleitet.

In Mathe, Deutsch, Englisch und Französisch gibt es sogenannte „Wochenpläne“, die die Hausaufgaben ersetzen und von den unteren Jahrgängen unter Aufsicht bearbeitet werden. An dieser Stelle unterscheiden sich die Konzepte: Hochdahl setzt auf „Lerngruppenkontinuität“. Es ist also festgelegt, dass ausschließlich in den Klassen unterrichtende Lehrer beratend zur Seite stehen. Laut Krügermann steht dadurch „eine Bezugsperson als verlässlicher Ansprechpartner bereit.“ Mit „Dalton“ — als einer Form, ähnlich der bekannten Montessori-Pädagogik — übernimmt das GymNeander eine Vorreiterrolle im Kreis. Zwei Gymnasien, zwei Wege, aber eine Idee: Schülern zu Selbstständigkeit verhelfen.