Jens Thomas Trio weiht Kunsthaus ein

Erkrath. Eine Premiere erlebte am Wochenende das Erkrather Kunsthaus. Dort fand zum ersten Mal ein Konzertabend statt. Das aus Düsseldorf stammende Jens Thomas Trio hatte sich bei den Organisatoren auf der Suche nach neuen Auftrittsorten gemeldet — und die wagemutigen Kunsthäusler ergriffen die Gelegenheit beim Schopfe.

Foto: privat

Musikalische Beiträge hatte es bislang nur untermalend bei Vernissagen gegeben. „Neben den Ausstellungen wollten wir einmal etwas Anderes machen, damit man eine gute Mischung hat.“ erklärte der Förderkeis-Vorsitzende Wolfgang Sendermann.

Das Trio greift auf einen schicken modestädtischen Gründungsmythos zurück, der so anmutig klingt, wie jener der Westernhagen Band (trafen sich beim Hühner Hugo) oder jener der Toten Hosen (stießen beim Pizzaaustragen in Flingern aufeinander): Sie lernten sich als Aushilfen am Ticket-Schalter der Tonhalle kennen. Die führende Rolle in dem Triumvirat übernimmt selbstredend Namenspatron Jens Thomas. Eine kleine Bühne schufen sich die Drei flugs vor den schmucken Bildern von Martina Erkes, die gerade im ehemaligen Klassenzimmer vorgestellt wurden. Als Bassist war Mike Gromberg für den liedertragenen Tonteppich zuständig. Er zeigt sich bei der Tonprobe unmittelbar vor der „Taufe“ der Lokalität zufrieden: „Der Raum hat einen natürlichen Hall, der aber angenehm ist und keinen Krach produziert.“

Mitgebracht hatte der stetig scherzende Gromberg zwei ulkige Instrumente, einen E-Kontrabass sowie eine Bass-Ukulele, die ihm auch als Trommelkörper diente. Schlagzeuger Christian Baakes wirkt als beruhigender Pol neben den dauerlaufenden Spaßhasen Thomas und Gromberg. Stilecht zum gezeigten Chanson-Swing hatte er sich für ein äußerst reduziertes Drumset entschieden. Mit den Senkrechtstartern der Singer/Songwriter-Bohème, der Band „Honig“, schlagwerkt er sonst als Konzertmusiker.

Als das Aufspielen begann, machte mancher noch ein langes Gesicht, denn nur ein gutes Dutzend Hörer hatten sich gefunden. Enthusiastisch war für eine erwartete Hundertschaft bestuhlt worden. Die vorgetragenen Lieder hat Französischlehrer Thomas mit dem spitzen Rotstift ganz im Stile kultivierter Albernheit der Zwanziger Jahre geschrieben. Die Texte handeln von ewigen Dingen wie Liebe und Kaffee. Dazu betastete Thomas sein schlichtes Yamaha-Keyboard mit inbrünstigem Herzblut.

Zu Gehör brachte das Mini-Orchester sein komplette Erstlingsalbum „Neuland“, auf dem Thomas seinen liebesbedingten Umzug von Düsseldorf nach Bielefeld als epische Irrfahrt verewigte. Thomas verortet den Schmelzpunkt der Sehnsucht zwischen Provinzhaftem und Metropolität auf Gleis vier des Bielefelder Bahnhofes. Mit diesem Gefühl aus dem Wartesaal zum großen Glück konnte sich jeder im Publikum identifizieren. Gemeinsam genoss man zum Schluss die Schadenfreude über jene, die am Konzertabend zu Hause geblieben waren.