Kaninchenverein R295 wird 100: Hobby gerät in Vergessenheit

Der Kaninchenverein R295 feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Unterbach. Sieben Kilo schwere „Deutsche Riesen“ und fünf Kilo schwere „Großwidder“ sind nur zwei der zahlreichen Rassen, die Besucher der Kaninchenausstellung des Zuchtvereines „R295“ am vergangenen Wochenende bestaunen konnten. Im Rahmen der Kaninchenschau feierte der 1913 gegründete Verein gleichzeitig sein 100-jähriges Bestehen.

Wenn der zweite Vorsitzende Alfred Niek auf die Historie des Vereines zurückschaut, fällt ihm vor allem eines auf: „Die Bedeutung der Kaninchenzucht hat sich in den vergangenen 100 Jahren maßgeblich verändert. Früher wurden Kaninchen hauptsächlich gezüchtet, um Weihnachten einen Braten auf dem Tisch zu haben. Heute ist die Zucht nur noch ein Hobby.“

Ursprünglich gab es im Kreisgebiet zahlreiche Kaninchenzuchtvereine. „Nach und nach starben diese jedoch aus, heute sind wir die Einzigen in Düsseldorf“, sagt Niek.

Zur Zeit der Gründung war Unterbach zudem noch ein Stadtteil Erkraths: „Das änderte sich erst mit der Neugliederung 1975. Unterbach kam zu Düsseldorf und damit auch unser Verein — das ist heute alles nicht mehr so, wie es einmal gewollt war“, sagt Niek.

Was ihm Sorgen bereitet, ist der stetig voranschreitende Mitgliederschwund. „Ursprünglich waren wir etwa 30 aktive Züchter. Heute haben wir zwölf Mitglieder, von denen nur die wenigsten noch aktiv Zucht betreiben. Eines Tages wird die Kaninchenzucht ganz untergehen“, mutmaßt Niek wehmütig.

Einen Hoffnungsträger hat der Verein jedoch: Der 15-jährige Marvin Linke ist Nieks Enkel und interessiert sich, wie sein Opa, für die Zucht. „Ich fühle mich hier im Verein sehr wohl“, sagt Marvin.

Er glaubt unterdessen nicht, dass die Kaninchenzucht in Vergessenheit geraten wird: „Es wird immer Menschen, vor allem Kinder geben, die sich für Kaninchen interessieren.“ Er wünscht sich, dass er weitere Mitstreiter findet und die Tradition eines Tages selbstständig weiterführen kann.

Auf die Frage, was passieren müsste, um die Kaninchenzucht wieder attraktiv zu machen, hat Alfred Niek eine präzise Antwort: „Es müssten wieder ärmere Zeiten anbrechen.“ Er verweist auf die Situation im Zweiten Weltkrieg: „Da war jeder froh, der zusätzlich zu den zugeteilten Rationen noch Kaninchen hatte.“

Die Ausstellung am Wochenende wurde in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) organisiert. Monika Beckmann-Wehners vom „Zentrum plus“ der Awo sieht darin großes Potenzial: „Wir legen großen Wert auf die Zusammenarbeit mit ortsansässigen Vereinen. Sie sind es, die unsere Arbeit mit Leben füllen — so auch der Kaninchenverein“, sagt sie.

Besonders wertvoll sei diese Kooperation für die an Demenz erkrankten Besucher des Awo-Zentrums: „Da werden Kindheitserinnerungen wach“, sagt Beckmann-Wehners. Meist würden die Dementen sich noch gut an die Nöte des Zweiten Weltkrieges oder der Nachkriegszeit erinnern.

Die Awo-Mitarbeiterin spricht aus Erfahrung: In den vergangenen Jahren war Alfred Niek bereits des Öfteren mit seinen Kaninchen zu Gast, wenn sich die Demenzgruppe traf. „Die Demenzkranken und auch deren Angehörige waren begeistert“, sagt sie. Voraussichtlich im Mai dieses Jahres soll er der Gruppe erneut einen Besuch abstatten.

Doch auch für die Schau am Wochenende hatten sich bereits einige Demente angekündigt. Die zur Schau gestellten 30 Tiere stammen alle aus Züchtungen der beiden Vorsitzenden Anton Luthermann und Alfred Niek, die bei ihren Züchtungen unterschiedlich vorgehen. Wenn Niek erzählt, dass ein Kaninchen bei ihm durchaus acht bis zwölf Jahre alt werden kann, ist das für Luthermann ein Ding der Unmöglichkeit.

„Bei mir werden die Tiere nach maximal einem Jahr geschlachtet. Ich will ja schließlich schöne, neue Tiere haben“, sagt er. Doch auch Niek muss sich von manchen Tieren früher trennen. Dann entscheidet er nach Sympathie: „Es gibt auch böse Kaninchen, die beißen. Die sind dann als Erstes weg“, erzählt er lachend.