Naturschutz Grünpflege wird von der Politik kritisiert
Erkrath. · Der Vorwurf Firmen im Auftrag der Stadt hinterlassen häufig nackten Boden, blanke Wurzeln und zerfurchte Wiesen.
Insektenfreundliche Grünpflege ist Imagepflege, diese Erkenntnis hat sich auch in der Erkrather Verwaltung durchgesetzt. Seit einiger Zeit dürfen hier und da Wildblumenwiesen wachsen, die neuerdings sogar mit Schildern („Lebensraum für Insekten“) vor übereifrigen Mähern geschützt werden, nachdem es mehrfach zu ungeplantem Kahlschlag gekommen war. Denn der Aufschrei ist stets groß, wenn der in Mode gekommene legitime Wildwuchs angetastet wird.
Und es soll noch weitergehen in Sachen Lebensraum für Artenvielfalt, informiert die Stadt in einer Vorlage für den Umweltausschuss: Die 2018 angelegte Blühwiese Sedental umfasse derzeit 2436 Quadratmeter und werde in diesem Jahr um 1333 Quadratmeter in südliche Richtung erweitert. An der Straße Bruchhausen stehe die Umwandlung einer weiteren Rasenfläche in eine rund 160 Quadratmeter umfassende Blühwiese an und auch am Hochdahler Bürgerhaus soll es auf 110 Quadratmetern sprießen und blühen. Zu einem dauerhaften und artenreichen Staudenbeet mit Pflanzen, die Bienen von Februar bis November Nahrung bieten, wird die Wildblumenwiese am S-Bahnhof Millrath.
Auch bei Schmuck- und Wechselbeeten im öffentlichen Raum achten die Gärtner auf insektenfreundlichen Bepflanzung, so das Versprechen. Teilweise befinde sich die Bepflanzung in der Hand beauftragter Firmen. Die Neuausschreibung stehe aber im Herbst 2019 an, informiert die Stadt in ihrem „Sachstand zur Umsetzung der Maßnahmen zum Insektenschutz“, der dem Umweltausschuss vorgelegt und von der Politik mit viel Lob bedacht wurde.
Es gab allerdings noch Anmerkungen: Uli Schimschock (SPD) wies darauf hin, dass einige Bürger sich Teile des Alt-Erkrather Bavierparks naturbelassener wünschen. Peter Knitsch von den Grünen thematisierte die Zunahme versiegelter privater Vorgärten (Steingärten), die ein Ärgernis sei.
Bernhard Osterwind hat erschreckende Bilder vorgelegt
Seine Partei will als Gegenmaßnahme eine Gestaltungssatzung dort, wo es noch möglich ist, und bat die Verwaltung im Prüfung. Herbe Kritik an der Grünflächen-Regelpflege der Stadt übten die Bürger mit Umweltverantwortung (BmU).
Ratsherr Bernhard Osterwind hatte zur Veranschaulichung eine Reihe von Bildern vorgelegt, die den alles andere als attraktiven Grünzug zwischen Winkelmannstraße und Bergstraße zeigen. Weder Naturnähe noch Landschaftsästhetik scheinen bei der Bearbeitung dieses Bereichs eine Rolle zu spielen, eher eine mittlerweile als unnatürlich empfundene Ordnung und Sauberkeit: „Alles Grün wird dort bis auf die Wurzeln ausgerottet und es bleibt am Ende nur noch der braune, durchgefräste Boden“, berichtete Osterwind. Seine Forderung: Die Verwaltung soll diese Art der Grünflächenpflege abstellen.
Auch Wolfgang Sternberg vom Verband Nabu hat beobachtet, dass von der Stadt beauftragte Firmen teils ziemlich rabiat zu Werke gehen: „Wenn unmittelbar nach Starkregen gemäht wird, zerfurchen die Räder die Wiesen. Die Stadt sollte diese Schäden verfolgen und massiv dagegen vorgehen.“ Ralf Hezel vom zuständigen städtischen Fachbereich erklärte, dass die mit der Regelpflege betraute Firma noch relativ neu sei und entsprechend informiert werde.
Die Regelpflege sei erst im Sommer 2018 für vier Jahre neu ausgeschrieben worden – und dem Auftragnehmer könnten nicht schlagartig große Flächen entzogen werden.