Lehrer helfen, Sprachbarrieren zu überwinden
Ehrenamtler der Neander Diakonie vermitteln Flüchtlingen erste Sätze und Wörter auf Deutsch.
Erkrath. Untätig herumsitzen wollen die meisten nicht. Bis die Asylbewerber einen Platz in den Deutsch-Kursen der VHS bekommen, dauert es jedoch meist eine Weile. Ehrenamtler der Neander Diakonie vermitteln den Wartenden erste Sprachgrundlagen. „Ich heiße Ulrich. Wie heißt du? Wo wohnst du? Woher kommst du?“ — Ulrich Grote wiederholt einfache Sätze und animiert die Teilnehmer, sie ihm nicht nur nachzusprechen, sondern zu antworten und selbst die gerade gelernten Fragen anderen Teilnehmer zu stellen.
Grote war Englisch-Lehrer und vermittelt mit derzeit zwei weiteren ehrenamtlichen Kräften Asylbewerbern seit Ende Januar in den Räumen der Neander Diakonie erste Grundlagen der deutschen Sprache. Die Neander Diakonie überbrückt damit die Zeit, in der die Menschen darauf warten, an einem Deutsch-Kursus der Volkshochschule teilnehmen zu dürfen. Neben der Vermittlung von sprachlichen Grundlagen — sich vorstellen, den Namen verständlich buchstabieren, die Adresse angeben, auf Deutsch zählen und in Notsituationen beispielsweise einem Arzt erklären können, wo es weh tut — gehe es auch darum, den Menschen das Gefühl zu geben, „nicht bloß verwaltet“ zu werden.
Aus Spenden konnten Bildwörterbücher angeschafft werden, die helfen, wenn Worte nicht mehr ausreichen, Asylbewerber und die sie Unterrichtenden sich noch in keiner Sprache verständigen können. „Letzte Woche waren 15 Leute hier“, berichtet Afra Klingel, „das waren schon sehr viele. Es kommen immer wieder neue hinzu, andere verlassen die Gruppe, weil sie in den VHS-Kurs gehen.“ Meist sind die Ehrenamtler zu zweit oder dritt vor Ort, um mit ihren Schützlingen individuell in Kleingruppen zu lernen.
Bei mehr als zehn Teilnehmern wird das schon schwierig. Doch zum Glück ist Interesse am Unterricht nicht nur bei den Asylbewerber vorhanden. Beate Sandschneider schaute am Mittwoch erstmals beim Deutsch-Unterricht vorbei. Als ehemalige Lehrerin mit einem Diplom in Erwachsenenbildung will sie sich hier gerne einbringen. Christine Bartz war zum zweiten Mal dabei, schaute den ehrenamtlichen Deutsch-Lehrern zunächst zu und ging dann auch schon selbst mit einem 35-jährigen Albaner die ausgeteilten Arbeitsblätter durch.
Der Mann besucht den Unterricht gemeinsam mit seiner Frau. Ihr anderthalb Monate altes, in Erkrath geborenes Baby haben sie im Kinderwagen mitgebracht; es schläft friedlich, während seine Eltern „büffeln“. „Die Leute sind recht schüchtern, wollen nichts falsch machen“, schildert Bartz ihre generellen Erfahrungen beim Erlernen und Anwenden von Fremdsprachen.
Aus sich herauszugehen und einfach mal drauf los zu sprechen, egal ob Aussprache und Grammatik richtig oder falsch sind, sei sehr wichtig. Kzna Youssf aus Syrien macht das: Immer wieder wiederholt die 30-Jährige die gerade gelernten Sätze erzählt mit den wenigen Worten, die sie bereits kennt, dass sie mit ihren vier Kindern in der Notunterkunft versucht, so viel wie möglich Deutsch zu sprechen.