Ordensfrauen verlassen Hochdahl
Vier Franziskanerinnen gehen. Unter ihnen auch Schwester Irmgardis, die einst das Hospiz initiierte.
Den Namen Anne Michels wird in Hochdahl kaum jemand kennen. Aber Schwester Irmgardis von den Franziskanerinnen kennt jeder, denn sie hat vor mehr als 25 Jahren die Hospiz-Idee als Novum nach Hochdahl gebracht. Und damit hat sie auch Hochdahl verändert. Heute gehört das Hospiz zu Hochdahl und zu seinen Menschen.
Aber jetzt wird Schwester Irmgardis Hochdahl für immer verlassen. Und mit ihr gehen noch drei weitere Franziskanerinnen: Schwester Emanuela (Wilma Henneken), Schwester Portiuncula (Erika Meyer) und Schwester Laurentine (Agnes Schamisch). Auch diese drei Frauen gehören zum Hochdahler Stadtbild, obwohl sie schon lange kein Habit mehr tragen. Denn sie haben lange Jahre im Hospiz, in der katholischen Kirchengemeinde und zuweilen in anderen sozialen Einrichtungen gearbeitet. Mit ihrer lebensbejahenden und aufgeschlossenen Menschenfreundlichkeit haben sie „die Hochdahler“ erobert.
„Anfangs tat ich mich ein bisschen schwer in Hochdahl“, gesteht Schwester Portiuncula, denn im Saarland, wo sie vorher gewirkt hatte, seien die Menschen aufgeschlossener gewesen. Wenn Schwester Laurentine heute über den Hochdahler Markt geht, kann es passieren, dass sie alle paar Schritte Bekannte trifft. In ungezählten Haushalten hat sie geholfen, gepflegt und getröstet. In wenigen Wochen werden die Frauen, die bisher gemeinsam im Haus des Franziskaner Ordens in der Sandheide gelebt haben, ihr Domizil verlassen. Schwester Irmgardis geht in ein Haus der Franziskanerinnen nach Bad Breisich. Die drei anderen Frauen werden im Mutterhaus in Waldbreitbach ihren Lebensabend verbringen.
Fast 20 Jahre lang war Schwester Irmgardis Generaloberin bei der Ordenszentrale in Waldbreitbach. Damals war sie für mehr als 1100 Schwestern verantwortlich. Das ist schon vergleichbar mit einem mittelständischen Unternehmen. In der Zeit hat sie für die Ordensfrauen revolutionäre Neuerungen eingeführt. „Nie allein“, sagt sie bescheiden. Dabei ging es unter anderem um Krankenversicherung oder Renten, Selbstverständlichkeiten in anderen Lebensbereichen, aber Neuerungen für katholisches Ordensverständnis.
Um mehr über die Hospiz-Bewegung zu erfahren, ging Schwester Irmgardis auf Einladung der Hospiz-Vordenkerin Elisabeth Kübler-Ross nach Minnesota, USA. „Da zeige ich Dir die schönsten Hospize, die es gibt“, hatte Kübler-Ross Schwester Irmgardis versprochen. Die fand sie auch. Und die Bauzeichnungen durfte sie damals auch mitnehmen. In dem Hochdahler Pfarrer Gerd Verhoeven von der St. Franziskus-Kirchengemeinde fand Irmgardis einen ebenso glühenden Verfechter der Hospiz-Idee. Als diese Idee nach anfänglichen Hindernissen endlich die Entwicklungsphase erreicht hatte, zeigte Schwester Irmgardis den Architekten die amerikanischen Baupläne. Die waren begeistert und setzten sie tatsächlich nach den vorhandenen Möglichkeiten um.
Mitnehmen aus Hochdahl wollen die vier Franziskanerinnen Erinnerungen an eine wunderbare „offene Gemeinschaft“ und an eine „bewegende und bewegte Ökumene“. Die beeindruckenden, klugen und von ihrem tiefen Glauben geprägten Frauen formulierten im Gespräch noch einen Satz, der an die Hochdahler Hospiz-Familie gerichtet war: „Wo Altes stirbt, ist Platz für Neues“. Darum wollen sie ihr Jahrzehnte langes Wirken für die Hospiz-Arbeit in Hochdahl jetzt loslassen. Dankbar sind sie, dass Andere weitermachen.