Pastor Ernsts Paradies auf Erden
Viele Besucher nutzten die „Offene Gartenpforte“ und schauten sich auf dem schönen Areal an der Kirchstraße um.
Auf eigene Gefahr betrete man den Garten. Doch die schlimmste Sorge war nicht, sich irgendwie zu verletzten. Am traurigsten war die Gewissheit, das blühende Paradies, zu dem Pastor Günter Ernst seine hölzerne Gartenpforte geöffnet hatte, irgendwann wieder verlassen zu müssen. 2001 angelegt, nimmt das traumhafte Areal an der Kirchstraße seit 2004 regelmäßig an der Veranstaltung teil. Diesmal war es ein besonderes Fest, denn inmitten der blühenden Pracht wurde der 60. Geburtstag des Pastors gefeiert.
Bevor der Jubilar allerdings seine Gäste, darunter Pere Simm Syriaque Cine aus Haiti, begrüßte, hatte er in der Kirche noch ein anderes Fest zu feiern, eine Hochzeit. „Ein solcher Garten war immer mein Traum“, sagte Günter Ernst. „Bunt und pflegeleicht“ nach dem Vorbild ländlicher Staudengärten konzipiert, prangt in der Mitte des Areals ein Rosenbusch. Drumherum wächst ein Farbspektral in leuchtender Kraft, ein „Entschleuniger. Ein Platz, um mich zu erden.“ Zwischen rosa Centifolia, einem klassischen französischen Rosenstrauch mit unverwechselbarem Duft, und üppigen Eisenhut lässt aber nicht nur der Pastor seinen Gedanken freien Lauf.
Gemeindeglieder feiern dort ebenfalls regelmäßig. „Wer einen Garten hat, weiß, wie viel Arbeit das ist“, schränkt der Fachmann das „pflegeleicht“ ein. Denn außer den Blumen gibt es hier jede Menge Gemüse, das gehegt werden will, alles ohne Pestizide. „Die Möhren wachsen neben den Zwiebeln, weil die eine Pflanze die Schädlinge des anderen auf natürliche Weise vertreibt“, wurde interessierten Besuchern erklärt. Auch was es mit der guten alten Rauke, als italienische Rucola in aller Munde, auf sich hat und dass Melde wie Spinat zubereitet wird, war zu erfahren. Erbsen, Pastinaken, Mangold, Porree und Salat — daraus bereitet Elisabeth Adelskamp, des Pastors guter Hausgeist, ihm und seinen Gästen tolles Essen zu. „Als Platz für Verliebte“ wurde der romantische Teil beschwärmt, in dem alte Obstbäume später im Jahr zum Beispiel Pflaumen tragen. Himbeersträucher blühen, Insekten in namensgleichen Hotels ein Zuhause finden und Kater „Kecki“ sein Revier durchstreift. Bei Kaffee und Kuchen wurde geplaudert. „Urban gardening ist ja ein richtiges Trendthema“, weiß der Pastor, dem immer wieder zu seinem „wunderschönen Garten“ gratuliert wurde. Zu allem könne er allerdings nicht Tipps geben, „wenige Pflanzennamen habe ich parat, die meisten vergesse ich“.