Paten begleiten auf Spaziergängen

Mal wieder rauskommen, frische Luft genießen und nebenbei ein nettes Gespräch führen. Für viele Senioren bleibt das ein frommer Wunsch. Awo, Caritas und Johanniter vermitteln deshalb Spazierpaten.

Foto: Achim Blazy

Erkrath. Sie sind schon ein bisschen älter und müssten eigentlich dringend mal wieder an die frische Luft, fühlen sich alleine aber zu unsicher dafür? Awo, Johanniter und Caritas haben etwas dagegen: Ehrenamtliche Spaziergangspaten nämlich, die bald in Hochdahl, Alt-Erkrath und Unterfeldhaus unterwegs sein und wöchentlich feste Termine für begleitete, maximal einstündige Spaziergänge anbieten werden. Kostenlos und unverbindlich: Wer kommt, der kommt und geht einfach mit, ohne Anmeldung oder Registrierung.

Jetzt gab es ein erstes Treffen der zukünftigen Paten und von der unerwartet großen Resonanz — zum Auftakt des Projekts wollen immerhin schon 16 Erkrather Paten werden — waren die Organisatorinnen Silke Dietz (Awo), Marion Wippermann (Johanniter) und Monika Thöne (Caritas) begeistert. Marion Wippermann berichtete über die Entwicklung eines ähnlichen Projekts in Essen: Dort laufe die Aktion bereits im fünften Jahr und sei von einst 15 auf aktuell 102 Spazierpaten gewachsen, die jetzt in 40 verschiedenen Gruppen unterwegs sind. „Es hat sich schnell herumgesprochen, dass es schön ist, mal wieder herauszukommen und mit netten Leuten ganz gemütlich eine Runde zu drehen“, erzählt Wippermann.

Auch die Erkrather Organisatorinnen haben mit ihrem Angebot vor allem Senioren im Visier. Die Spazierpaten wissen, dass ihr Weg überschaubar und das Tempo langsam sein muss, damit auch wirklich jeder mitlaufen kann, auch mit Rollator. Es geht also nicht über Stock und Stein ins Neandertal, sondern auf gut ausgebauten Wegen durch den jeweiligen Stadtteil. Für interessierte Rollstuhlfahrer soll es jeweils einen Paten geben, der ihnen zur Seite gestellt wird, damit niemand unterwegs abgehängt wird.

Um möglichst viele Senioren im Stadtgebiet zu erreichen, sollen nun Ärzte, Apotheker und Physiotherapeuten über das Spazierpaten-Angebot informiert und mit Informationsmaterial versorgt werden, das sie an Patienten beziehungsweise Kunden weiterreichen. „Sie wissen ja aus ihrem Alltag am besten, wer eine solche Hilfestellung gebrauchen könnte, und kennen Leute, die wir sonst nie erreichen würden“, sagt Monika Thöne von der Caritas.

Wer Spazierpate werden möchte, kann sich jederzeit noch bei einer der Organisatorinnen melden. Man braucht dafür keine besondere Qualifikation, nur eine Stunde Zeit pro Woche, Geduld und ein paar Ideen für kleine Spaziergänge zu interessanten Ecken des Stadtteils. Auch bestimmt jeder Pate selbst, an welchem Wochentag er Zeit hat und er muss auch nicht jede Woche verfügbar sein. Auch wichtig: Wer Pate wird, ist als Ehrenamtlicher an den jeweiligen Wohlfahrtsverband angedockt, dort automatisch und kostenlos Mitglied und damit auch versichert.

Spazierpatin Jamuna Ganesh ist von dem Modell überzeugt. Sie ist wie alle anderen Paten auch im Ruhestand und möchte in ihrer Freizeit „etwas Sinnvolles tun“. Da sie schon während ihres Berufslebens ehrenamtlich tätig war, beispielsweise für die Armenküche in Düsseldorf, lag eine soziale Freizeitbeschäftigung für sie einfach nahe. Eigentlich wollte sie mit Kindern lesen — jetzt plant sie kleine Spazierrunden, bei denen sie wohl auch ihren heimischem Stadtteil noch ein bisschen besser kennenlernt.