Pluto warnt vor Unterzuckerung

Der junge Labrador wird in Erkrath zum Diabetikerwarnhund für Siona (9) ausgebildet.

erkrath Pluto ist albern: Als hätte er seine „dollen fünf Minuten“, tobt der junge Labradorrüde über den Hundeplatz, schlägt Haken, wälzt sich am Boden. Die neunjährige Siona lacht und freut sich sichtbar, dass es ihrem Hund so gut geht. Auch Mutter Hannah wirkt glücklich. „Für uns ist das ganz wichtig, dass er ein ganz normaler Hund sein darf, so soll er sich auch entwickeln können, unabhängig von seiner zusätzlichen speziellen Aufgabe“.

Seit März lebt Pluto bei Familie Hoffmann in Hamminkeln-Mehrhoog. „Ich habe mir schon immer einen Hund gewünscht“, erzählt Siona, „und weil ich ja zuckerkrank bin, haben wir dann Pluto bekommen.“

Im 24. Oktober 2016 hatten die Hoffmanns die Diagnose ihrer Tochter erhalten: Diabetes Typ 1. Seitdem ist nichts mehr wie es war für die junge Familie. Sionas Blutzucker muss ständig kontrolliert werden, mehrfach am Tag muss sich die Neunjährige Insulin spritzen. Ihre Eltern sind besorgt, haben Angst um ihre Tochter, Angst vor nicht erkannten Unterzuckerungen, die in Bewusstlosigkeit enden können. Dass das möglichst niemals passiert, davor soll Pluto nun Siona in Zukunft schützen. „Wir sind unheimlich glücklich, dass uns der Verein Projekt 30 aus Rhede finanziell unterstützt, denn die Krankenkasse zahlt gar nichts“, erklärt Hannah Hoffmann sehr dankbar.

Drina Kamann ist ausgebildete Hundetrainerin aus Erkrath mit Büro und Hundeplatz in Hilden und spezialisiert auf die Ausbildung von Blinden- und Diabetikerwarnhunden. „Pluto macht das bislang ganz wunderbar“, lobt sie, „und das liegt natürlich auch an Siona und ihren Eltern, die sehr viel mit ihm trainieren.“

Siona hat eine große Tasche dabei, holt zuerst eine kleine Klarsichttüte mit einem Stofffetzen hervor. „Hier, das ist meine Probe“, zeigt sie der Trainerin und steckt das Stück Stoff in die Hosentasche ihrer Jeans. „Wir haben das T-Shirt, das Siona das letzte Mal bei einer Unterzuckerung anhatte, in kleine Stücke geschnitten“, erklärt Hannah Hoffmann, „sie dienen nun als Trainingshilfe, denn sie haben genau den Geruch, auf den Pluto konditioniert wird. Wenn er diesen Geruch wahrnimmt, soll er Alarm geben.“ Dann ringt die Mutter ein wenig mit der Fassung, zeigt sich gerührt: „Und genau das hat er vor einigen Tagen zum ersten Mal getan.“

Beim heutigen Training soll Pluto nun zeigen, wie sehr er das Erlernte bereits verinnerlicht hat. Als der junge Hund zu seiner kleinen Besitzerin gelassen wird, schnüffelt er aufgeregt, findet in wenigen Sekunden die Stelle mit der Probe und — betätigt mit der Pfote eine Klingel. Die Freude ist bei allen unbändig, Pluto bekommt ein Leckerchen, die Trainerin ist einfach nur begeistert. „Das habt Ihr super gemacht“, lobt sie und streichelt dem großen Hund über den Kopf — „und Pluto, du bist so ein richtiges Herzchen.“