Er ist ein Fotograf der alten Schule

Georg Rose verlässt selten ohne seine Leica das Haus. Hat er sein Motiv im Kasten, beginnt das Warten. Der Erkrather fotografiert analog.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Erkrath. Klick, klick - und immer wieder klick. Wer heutzutage mit der Kamera unterwegs ist, braucht eigentlich nur noch eines zu tun: Mit dem Finger auf den Auslöser drücken. Das Motiv passt nicht? Das Licht stimmt nicht? Oder doch lieber schwarz/weiß? Fragen über Fragen, die im digitalen Zeitalter der Fotografie kaum noch jemanden interessieren. Da wird einfach drauflos geknipst, ohne Rücksicht auf Verluste. Der virtuelle Papierkorb ist längst zum wichtigsten Kamera-Utensil mutiert. Unter Hundert Schnappschüssen wird schon einer sein, den man später noch photoshoppen kann.

Georg Rose, Fotokünstler

Plaudert man derweilen mit Georg Rose übers Fotografieren, so ist man schnell bei der Kunst angelangt. Und ja, man erinnert sich wieder: Kunst hat etwas mit Können zu tun. Geht es um Fotokunst, tauchen ganz andere Fragen auf. Jedenfalls dann, wenn man dabei so unterwegs ist wie Georg Rose. An seiner Leica sucht man vergebens nach dem Display. Das Objektiv hat keinen Autofokus. Und dann entdeckt man darin tatsächlich noch etwas aus grauer Vorzeit: Einen Film, der im Fotolabor entwickelt werden muss. So manchem Protagonisten der Smartphone-Generation wird man erklären müssen, was das überhaupt ist. Bei Georg Rose hingegen lief es nie anders. „Meine erste Kamera habe ich mir mit 15 gekauft. Für die Fujica ST 801 ging das ganze Geld vom Ferienjob drauf“, erinnert sich der Erkrather an die Anfänge seiner Fotoleidenschaft.

Die Motive mögen sich über mehr als vier Jahrzehnte hinweg geändert haben. Der analogen Fotografie ist er hingegen treu geblieben. „Für mich ist das Entschleunigung“, antwortet er auf die Frage nach dem Warum. Das mag sich nahezu philosophisch anhören inmitten einer Zeit, in der sich kaum noch jemand für irgendwas Zeit nimmt. Geduld ist längst zum Fremdwort geworden. Schnell muss es gehen — und was nicht passt, wird später passend gemacht.

Auf die modernen Auswüchse des Fotografierens angesprochen, schüttelt Rose den Kopf. Er selbst geht nur selten ohne Kamera aus dem Haus — und kommt meist zurück, ohne auch nur einmal auf den Auslöser gedrückt zu haben. „Da kommen vielleicht 30 Filme im Jahr zusammen“, zählt er die Schnappschüsse zusammen. Aber wie schon gesagt, von Schnappschuss kann eigentlich keine Rede sein. Mit einem Wort, in dem man die Schnelligkeit beinahe fühlt, lässt sich das kreative Tun von Georg Rose nicht umschreiben. Derweilen kann er zu jedem seiner Bilder eine Geschichte erzählen. Er weiß noch genau, wo ihm eine an die Wand gelehnte Palette ins Auge gefallen ist. Und wo in Südfrankreich das alte Vehikel stand, das er schon oft auf Ausstellungen gezeigt hat.

„Meist stehe ich lange vor dem Motiv und überlege, welchen Ausschnitt ich fotografieren soll“, beschreibt Rose das, was man gemeinhin als Kopfkino bezeichnen würde. Mal eben schauen, ob alles passt? Von wegen! Hat er irgendwann den Auslöser gedrückt, beginnt das Warten. Erstmal muss der Film voll sein, dann geht’s zum Fotolabor. Tage vergehen — und was bleibt, ist die Hoffnung darauf, etwas Besonderes im richtigen Augenblick festgehalten zu haben.