Was Pumpen fürs Weltklima bedeuten
Zehn Delegierte des Bonner Weltklimagipfels besuchten gestern die Firma Grundfos in Erkrath.
Erkrath. Claus Wilhelm Schieber Goehring ist plötzlich ganz Ohr. Noch immer laufen viele Wasserpumpen stur auf Volllast — ganz egal, wie viel Wasser tatsächlich gerade benötigt wird. „Durch eine digitale Überwachung können wir den genauen Tagesbedarf ermitteln und unsere neusten Pumpen exakt danach einstellen“, erzählt Produktmanager Rainer Schmitz.
Schmitz nennt eine Autowaschstraße als Beispiel. Nach einer Verbrauchsanalyse konnte der Energieeinsatz für eine Wasserpumpe um zwei Drittel reduziert werden. „Und von diesen Pumpen waren in der Waschstraße 18 in Betrieb.“ Das war die Stelle, an der Schieber Goehring aufhorchte. Der Solarunternehmer aus Guatemala ist Teil der 60-köpfigen Delegation seines Landes auf der aktuellen Weltklimakonferenz in Bonn. Gestern staunte er beim Pumpenhersteller Grundfos über die technischen Möglichkeiten: „Allein dafür hat sich die Fahrt nach Erkrath gelohnt“, sagte er am Ende eines gut einstündigen Besuchs bei Grundfos auf Gut Morp. Daheim in Guatemala ist der Unternehmer im „Rat für nachhaltige Architektur“ (Consejo Verde de la Arquitectura) und wird allen davon erzählen, wie viel man mit cleverer Haustechnik für das Klima tun und dabei auch noch Betriebskosten sparen kann.
In dem Gipfel-Bus aus Bonn sitzen Menschen wie der Unternehmer aus Guatemala. Die Energie-Agentur will ihnen NRW-Unternehmen vorstellen. Dabei gehen gute Ideen und Wirtschaftsförderung Hand in Hand, sagt der Delegationsleiter Joachim Frielingsdorf, zuständig für „Wissensmanagement“. Bei der Vertriebseinheit von Grundfos, die in Erkrath beheimatet ist, begreifen sie den Besuch aus Bonn als Chance. Also präsentieren Manager, deren Titel locker drei Zeilen auf der Visitenkarte füllen. Ingo Landwehr, Director Marketing and Business Development D-A-CH (Deutschland, Österreich und die Schweiz) stellt das Unternehmen Grundfos mit Sitz in Dänemark vor.
Ingo Landwehr, Director Marketing and Business Development bei Grundfos
In einem Diagramm zeigt er, dass Pumpen im Jahr 2013 exakt 83 Prozent weniger Energie benötigten, um einen Kubikmeter Wasser zu bewegen. Eine Zahl, hinter der eine kontinuierliche Entwicklungsarbeit steht, die Landwehr selbstbewusst vorträgt: „Die Technik ist vorhanden: Sie muss nur eingesetzt werden.“ Und vor allem daran hapert es bei öffentlichen Auftraggeber wie Städten, Gemeinden und Kreisen. Davon kann Rainer Stierle berichten, der für Grundfos diesen Markt bearbeitet und oft zu hören bekommt: „Bei uns laufen viele Pumpen schon im 35. Jahr, und zwar fehlerfrei.“
Aus Erkrath heraus waren sie schon im Bundeskanzleramt und haben dort vorgestellt, was moderne, digitalisierte Pumpentechnik leistet. Danach wurde sogar ein Förderprogramm aufgelegt, bei dem der Staat einen Pumpenaustausch mit 30 Prozent der Kosten für Pumpe und Einbau fördert. Eine deutlich höhere Nachfrage gab es dennoch nicht. Öffentliche wie private Hausbesitzer warten, bis ihre Wasser- oder Heizungspumpen kaputt sind, bevor sie neue Technik einkaufen.