Pose Marré: Das Ende der Freundlichkeit
Die Investoren von Pose Marré und der Bürgermeister kritisieren sich gegenseitig.
Erkrath. Die Stelle, an der Alt-Erkrath wachsen könnte, liegt in der Mitte. Von der weißen Villa an der Neanderstraße bis zur Düssel erstrecken sich rund fünf Hektar des künftigen Wohnviertels von Pose Marré.
Der Planungsprozess für die frühere Industriefläche begann vor acht Jahren. „Wenn es in dem Tempo weiter geht, nützt es uns für die Bevölkerungsentwicklung nicht viel“, sagt Bürgermeister Arno Werner (CDU) der WZ.
Das sei keine Kritik an dem Projekt, erläutert Werner. Es sei lediglich ein Hinweis auf ein Zeitfenster, das sich bereits zu schließen beginne. „Wenn wir an der Entwicklung in Düsseldorf teilhaben wollen, dann müssen wir es jetzt tun und nicht irgendwann.“
Nur wenige Jahre noch bestehe eine gute Chance für Erkrath, neue Bürger aus Düsseldorf in die Stadt zu holen. Der Einwohnerschwund aufgrund der Alterung könne so abgemildert werden. Das erläutern Experten im Zusammenhang mit dem diskutierten Stadtentwicklungskonzept für die kommenden 25 Jahre. Allerdings braucht man dafür Wohnungsangebote — und zwar schnell.
„Unser privates Bauprojekt kann keine Politik ersetzen“, sagt die Geschäftsführerin des Unternehmens „Neue Mitte Erkrath“, Constanze Paffrath. Erkrath sei nicht präsent genug, würde Wohnungskäufer kaum anziehen: „Wenn jemand dann mal den Weg gefunden hat, heißt es oft: Wir sind sehr überrascht, was es hier gibt.“
Die Verkehrsanbindungen seien günstig für Pendler, die Schulen machten ein hervorragendes Angebot. Paffrath fordert, die Kindergartengebühren sollten wie in Düsseldorf gestrichen werden. Das würde die Stadt für junge Familien attraktiver machen.
In den auf Pose Marré kürzlich fertiggestellten weißen Bauriegeln entlang der Düssel sind noch viele Wohnungen leer. Die Bauarbeiten konzentrieren sich derzeit auf einige der alte Hallengebäude.
Aus allen drei Stadtteilen hat das Planungsbüro plan-lokal für das Stadtentwicklungskonzept 36 Flächen vorgestellt, einige davon mögliche Bauplätze für Wohnen und Gewerbe. Die meisten Flächen sind nur unter einem Vorbehalt nutzbar: Die bisherigen Eigentümer müssten sie aufgeben, müssten ihr Gewerbe oder ihren Sportverein verlagern. „In Alt-Erkrath könnten wir die Probleme im Wesentlichen mit Pose Marré lösen“, sagt Werner.
Entwicklungen wie in Mettmann könnten auch in Erkrath stattfinden, sagt Werner — und erinnert an die Baupläne „Neanderbogen“ in Hochdahl. Die Politik hatte nach Bürgerprotesten die Ausweisung von 30 luxuriösen Baugrundstücken verweigert. „Wenn Planung ewig dauert, ist das auch ein Ergebnis“, sagt Werner.
Paffrath kritisiert Werner für einen blassen Auftritt der Stadt in der Region: „Ich würde mir einen auffälligeren Bürgermeister wünschen.“ Landrat Thomas Hendele beispielsweise vertrete den Kreis sehr gut — nur nütze das nicht unbedingt Erkrath.