Stadtentwicklung: „Erkrath ist wachgeküsst“

Gut 200 Bürger kamen zur letzten Veranstaltung des Stadtentwicklungskonzepts ins Bürgerhaus und brachten konstruktive Anregungen mit.

Erkrath. Heiße Suppe wollte am Mittwochabend bei der Abschlussveranstaltung zum Stadtentwicklungskonzept im Bürgerhaus Hochdahl kaum einer essen. Dafür war es in dem hohen Raum einfach viel zu warm.

Dennoch kamen und blieben gut 200 Gäste bis zum Ende der Veranstaltung gegen 22 Uhr, viele von ihnen beteiligten sich mit Wortbeiträgen und konstruktiven Kommentaren an dem Prozess, der jetzt nach zweieinhalb Jahren auf der Zielgeraden ist.

35 Mal waren Thomas Scholle vom Büro plan-lokal und sein Team in Erkrath zu Gast. Sie sind mit allen Altersgruppen in allen drei Stadtteilen ins Gespräch gekommen, haben Werkstätten organisiert, sich zum Teil hitzigen Diskussionen gestellt und am Ende 110 Projekte auf 60 komprimiert. „Jetzt wollen wir mit Ihnen ins Gespräch kommen“, forderte Scholle, der den Abend moderierte, die Erkrather auf, Prioritäten zu nennen und sich einzubringen.

Die Bürger machten deutlich, dass sie weiter eingebunden, auch in Zukunft an der Stadtentwicklung beteiligt werden wollen. Und sie forderten die Politik auf, endlich zu beginnen. Denn dass das Konzept wieder zerredet, der Fokus auf einzelne Sätze und Formulierungen gerichtet wird, befürchtet auch Thomas Scholle. „Dann wird das Konzept nie verabschiedet“, sagte er. Den Abend bezeichnete er als ausgesprochen kommunikativ und erfolgreich. „Die Stimmung war sehr positiv, das habe ich so auch noch nie erlebt“, sagte er. „Das war dem Prozess würdig.“

Inge Dennart-Pohl lebt seit 38 Jahren in Erkrath. „Ich habe hier meine Kinder großgezogen und mich in verschiedenen Initiativen engagiert“, sagte sie. „Und ich freue mich über dieses Engagement von allen Seiten.“ Aber sie befürchtet, dass der Ritter, der Erkrath wach geküsst habe, auf seinem Pferd davon reiten könnte. „Wir müssen jetzt Termine für die Umsetzung der Projekte vereinbaren, das finde ich ganz wichtig.“

Helga Alsleben fragte, warum die Gewerbeflächen ausgeweitet werden, obwohl es doch zum Beispiel in Unterfeldhaus so viele Leerstände gibt. Gleichzeitig forderte sie Unternehmer und Naturschützer auf, Kompromisse zu schließen.

Damit bestätigte sie Wido Weyer, Sprecher des Erkrather Wirtschaftskreises: „Am Ende des Tages wird es nur darum gehen, Kompromisse zu finden.“ Für ihn sind eine wirtschaftsfreundliche Politik und Naturschutz kein Gegensatz. Er begrüßte das geplante Leerstandsmanagement und die personelle Aufstockung der städtischen Wirtschaftsförderung, sagte aber auch: „Aus Unternehmersicht haben wir hier keine bedarfsgerechten Immobilien.“

Hans-Dieter Hendrichs schlug vor, die geplanten Seniorenwohnungen für durchschnittliche Einkommen im Umfeld zum Beispiel der Alt-Erkrather Altenheime anzusiedeln. Und ein weiterer Bürger forderte die Erkrather auf, „dafür zu sorgen, dass die Dinge, die uns wichtig sind, mit in die nächste Legislaturperiode genommen werden. Wir müssen die Politiker in die Pflicht nehmen.“