Wärmendes aus Erkrath Rentnerin strickt 260 Socken für die Tafel
Erkrath · In der Krise besinnt sich manch eine(r) auf alte Kulturtechniken. Handarbeiten zum Beispiel. In Erkrath steht das hoch im Kurs.
Die Freude am Stricken wurde in Corona-Pandemiezeiten wiederentdeckt, weiß Margret Botta von „Strick und Stick“ an der Bahnstraße. Sie muss es wissen, denn sie ist dort seit 1989 etabliert. Ihr Geschäft sei ihre Freude und ihr Hobby, sagt Margret Botta. Und ihre Mitarbeiterinnen teilen diese Leidenschaft. 25 Jahre lang hat Maria Berg im Geschäft mitgearbeitet. Jetzt ist sie Rentnerin und frönt mehr denn je der Strickleidenschaft. Im vergangenen Jahr hat sie 130 Paar Socken gestrickt, die sie jetzt bei der Erkrather Tafel ablieferte. „Morgen starte ich für das nächste Jahr“, sagt Maria Berg. Für ein Paar Socken braucht sie zwei Tage, Nachdenken brauche sie nicht mehr über Fersenmaschen oder -spitzen. Das geht alles automatisch. Ihr Ehemann wundert sich inzwischen schon, wenn sie mal nicht strickt.
Aus Eller stammt die topfitte Achtzigerin. Mit fünf Jahren hat sie angefangen zu stricken. Ihre Mutter brachte es dem Kind wie selbstverständlich bei. Die Vorstandsdamen vom Tafel-Verein, Renate Ott (Vorsitzende) und Angela Vogelsang (Stellvertreterin staunten nicht schlecht, als die Sockenlieferung eintraf. Ein „Wahnsinn“ sei diese unermüdliche Strickleidenschaft. Alle Wollsocken – von der Kinder- bis zur Männergröße – sind bestimmt für die Tafelbesucher.
Auch die 35 ehrenamtlichen Tafelhelfer freuen sich über diese vorbildliche Unterstützung. Jedoch sind die Monate der Tafel-Residenz in Erkrath gezählt. Im Sommer 2022 zieht sie in ihr neues Domizil nach Hochdahl. Ohnehin kommen etwa 75 Prozent der Tafelkunden aus Hochdahl, wissen die Vereinsdamen. „Obst, Salat und Molkereiprodukte seien die beliebtesten Lebensmittel der Tafelkunden. Bei den Textilien fehlen Herrensachen, sagen sie. Zumindest die warmen Socken werden in diesen Tagen ihre Abnehmer finden.
Handarbeit ist auch noch an anderer Stelle in Erkrath seit Jahren schon Trumpf, und das Interesse daran ungebrochen: Gelassen aber vorsichtig empfingen die Millrather Patchworkdamen Christina Richter und Ingrid Gröbe jetzt ihre Kunden zum Tag der Offenen Tür im traditionsreichen Handarbeits- und Stoffgeschäft an der Alten Kölner Straße in Millrath.
Die Patchwork- und die Strickkurse finden bald wieder in gewohnter Weise statt, so jedenfalls hoffen die Organisatorinnen. Die Quilt-Kurse kosten 49 Euro plus Material. Es wird alles gelehrt: der Umgang mit dem Rollschneider, dem Lineal, dem Binding oder dem Zuschneiden. Zurzeit ist dieser Kurs jedoch schon ausgebucht. Es besteht sogar eine Warteliste.
Außerdem gibt es seit zwei Jahren freitags von 17 bis 19 Uhr einen Stricktreff. Der Tag der offenen Tür bei den Damen Richter und Gröbe steht in der voradventlichen Zeit auch für Punsch, Gebäck und tagesaktuelle Gespräche. „Macht doch alles zu“, sagt die Kundin Anja Ling zum Thema Lockdown und Sonderregelungen. Ihr sei jetzt einfach nur wichtig, ausreichend Stoff zum Patchworken und Wolle zum Stricken zu haben.