„Wir leiden vor Ort unter Einsparungen“
Christian Untrieser aus Erkrath möchte für die CDU in den nordrhein-westfälischen Landtag einziehen.
Erkrath. Dr. Christian Untrieser kandidiert für seine Partei, die CDU, im nächsten Jahr für den Landtag. Ihm und seinen Parteikollegen ist daran gelegen, mehr Menschen für die Politik zu begeistern. Um die CDU Erkrath attraktiver zu machen, hat die Partei einen Maßnahmenkatalog „Zukunftsperspektiven der CDU Erkrath“ verabschiedet.
Herr Untrieser, alle Parteien leiden seit Jahren unter Mitgliederschwund. Seit 1990 haben die großen Parteien mehr als die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. Wie erklären Sie sich das?
Christian Untrieser: Die jüngere und die mittlere Generation sind meist beruflich und familiär sehr eingespannt. Ein politisches Engagement scheint für sie einfach nicht attraktiv genug zu sein.
Wie kann man das ändern?
Untrieser: Man muss den Menschen zeigen, dass besonders Kommunalpolitik eine schöne Aufgabe sein kann. Man kann Einfluss nehmen auf wichtige Dinge, die einen direkt berühren wie Schulen, Kindergärten und Kinderspielplätze. Man muss die Menschen nur einbinden, in die Strukturen der Partei einführen - über Facebook und Newsletter beispielsweise. Das müssen wir vor Ort noch sehr verbessern.
Und das klappt, meinen Sie?
Untrieser: Nicht allein. Wir wollen auch die Anfangszeiten von Rats- und Ausschusssitzungen sowie Partei-Versammlungen familienfreundlicher gestalten. Mit späteren Anfangszeiten und festen Schlusszeiten beispielsweise. Wir haben auf unserer letzten Mitgliederversammlung einen Mitgliederbeauftragten gewählt, der Interessenten an die Hand nimmt.
Die JU fordert mehr jüngere Leute in entscheidenden Positionen. Ist Ihre Landtagskandidatur ein erster Schritt in diese Richtung?
Untrieser: Bei meiner Kandidatur werde ich 35 sein, also nicht mehr so ganz jung. Ich finde, das Parlament muss ein realistisches Spiegelbild der Gesellschaft sein im Bezug auf Altersstruktur und gesellschaftlichen Gruppen. Und da brauchen wir eindeutig mehr jüngere Menschen.
Was treibt Sie persönlich an, Landtagsabgeordneter werden zu wollen?
Untrieser: Es gibt viele Probleme in den Städten. In Erkrath beispielsweise die Haushaltssperre. Da schafft das Parlament in Düsseldorf den Rahmen. Ich will der Kommune im Landesparlament mehr Gehör verschaffen. Denn wir hier vor Ort leiden unter den Einsparungen bei Kindergärten, Schulen und der Polizei. In anderen Bundesländern läuft das anders. Und außerdem: Politik macht mir Spaß, man diskutiert und argumentiert, und das ist sehr wichtig für eine funktionierende Demokratie.
Aber wie wollen Sie Erstwähler ansprechen?
Untrieser: Natürlich auch über die Alltagsdinge, die sie betreffen, zum Beispiel die Diskussion über Real- und Gesamtschule in Erkrath.
Erkrath hat seit einem Jahr einen jungen Bürgermeister, den 35-jährigen Verwaltungsjuristen Christoph Schultz. Das müsst doch eine Chance sein, mehr junge Menschen für die Politik zu begeistern?
Untrieser: Auf jeden Fall. Christoph Schultz macht das sehr gut. Er sitzt nicht nur im Rathaus, sondern betrachtet sich als erster Dienstleister der Stadt, geht raus und spricht mit den Leuten, erklärt viel und hört zu. Es gibt ein sehr gutes Feedback aus der Bürgerschaft.
Dennoch: In Erkrath ist nicht viel Luft für Politiker, die etwas ändern wollen, weil einfach das Geld fehlt. Innerhalb von zwei Jahren hat sich in der Stadt sichtbar kaum etwas bewegt.
Untrieser: Deshalb hat Christian Schultz auch den Slogan „Erkrath bewegen“ gewählt. Wir haben hier wirklich schwere Bedingungen: die Flüchtlingskrise und schwächere Steuereinnahmen im letzten Jahr.
Wie kann man mit so wenig Geld etwas bewegen?
Untrieser: Gerade ich sehe es als meine Aufgabe, unsere Finanzsituation von Landesseite zu ändern. Es muss mehr in der Kommunalkasse bleiben. Dann können wir auch mehr vor Ort machen.
Was wäre bei mehr Geld Ihr dringendster Wunsch?
Untrieser: In Kindergärten und Schulen zu investieren. Die sind teilweise in einem beklagenswerten Zustand. Und dann müssten wir in Erkrath mal im 21. Jahrhundert ankommen. Wir brauchen ein schnelleres Internet. Das ist Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum. Da hinken wir mächtig hinterher. ,Das Schneckentempo ist das normale Tempo der Demokratie“ hat Helmut Schmidt einmal gesagt. In dem Falle stimme ich einem Sozialdemokraten zu.