1000 goldene Hähne für Haan
Künstler Ottmar Hörl baut eine Installation auf dem Karl-August-Jung-Platz auf. Von 1. bis 11. September stehen dort Bergische Kräher in Lebensgröße auf der Wiese.
Haan. Ruhig und beschaulich liegt er mitten im Wohngebiet, der Karl-August-Jung-Platz. Bewohner sind bisher nur ein paar Kaninchen, die es sich auf dem Rasen gemütlich gemacht haben. Vom 1. bis 11. September bekommen die Nager Gesellschaft — von 1000 Hähnen. Allerdings ist von den Gockeln zur Freude der Anwohner kein Weckappell um fünf Uhr morgens zu erwarten. Die Federviehherde ist aus Plastik und gehört zur Installation „Homestory“ des Künstlers Ottmar Hörl. Stefan Wassermann von „Wir in Haan“ hatte die Idee zu dem Projekt. „Ein Bekannter von mir kennt Ottmar Hörl. Seine Installationen haben mich beeindruckt.“
Im vergangenen Jahr baute der Künstler 300 Seelöwen vor dem Aquarius Wassermuseum in Mühlheim an der Ruhr auf. Er verwandelte den Marktplatz in Wittenberg mit 800 Luther-Figuren zu einem großen Kunstobjekt und setzte auf den Hauptmark in Nürnberg 7000 Dürer-Hasen. Eine seiner größten Installationen waren 10 000 Eulen, die er anlässlich der Olympischen Spiele nach Athen brachte — und jetzt 1000 Hähne in Haan.
Das Thema der Kunstaktion ist immer auf die jeweilige Stadt abgestimmt. Da lag der „Bergische Kräher“ aus dem Stadtwappen natürlich nahe. „Ottmar Hörl spielte zudem schon länger mit dem Gedanken, einen Hahn in Szene zu setzen“, sagt Christoph Maisenbacher, Agent des Künstlers. Doch bevor der erste Kräher gegossen werden konnte, musste zunächst das finanzielle geklärt werden. Denn die Vorlaufkosten für Material und Arbeitsstunden, die bei seinen Installationen anfallen, übernimmt Hörl nicht selbst. So musste Stefan Wassermann 20 000 Euro auftreiben. „Das hat mir die Schweißperlen auf die Stirn getrieben.“ Letztlich gaben aber RWE, die Kulturstiftung der Stadtsparkasse, „Wir für Haan“ und ein anonymer Spender jeweils 5000 Euro.
Die goldenen Hähne in Lebensgröße werden am 29. August auf 24 Paletten mit einen Lastwagen angeliefert. Zumindest sieht die Planung bisher so aus. „Wir haben mit der Herstellung erst begonnen, als die Finanzierung stand. Da jeder Hahn per Hand gegossen wird, kann es knapp werden“, sagt Maisenbacher.
In Haan angekommen, werden die Figuren mit einer Halterung in die Rasenfläche am Karl-August-Jung-Platz gesteckt — in welcher Anordnung wird der Künstler spontan entscheiden. Zwei Tage wird der Aufbau dauern, dann können Besucher sich die Hähne aus der Nähe anschauen.
Denn Absperrungen wie im Museum gibt es nicht — Berührungen sind sogar erwünscht. „Das ist eben Kunst zum Anfassen“, sagt Maisenbacher. Und zum Mitnehmen. Für 65 Euro kann sich jeder Haaner seinen eigenen Hahn in den Garten stellen. Die goldene Lackierung ist wetterfest. Wer es lieber bunt mag, für den gibt es den Hahn auch in Rot und Blau, oder ganz schlicht in Weiß oder Schwarz. Die gehören jedoch nicht zur Installation, sie sind in einem Projekt-Pavillon, der auf dem Karl-August-Jung-Platz aufgebaut wird, für 80 Euro erhältlich.
Was die Kaninchen zu ihren neuen Mitbewohnern sagen, wird sich zeigen. Erst mal lässt die Stadt den Rasen mähen, um den goldenen Besuchern ein schönes Nest zu bereiten.