Ausgezeichnete Biotechnik
Qiagen wurde am Donnerstag als „Ort des Fortschritts“ geehrt. Mit Analysegeräten und DNA-Tests der Firma werden auch die Strahlenschäden in Japan untersucht.
Hilden. Im japanischen Fukushima kommt Hildener Technik zum Einsatz. Analysengeräte, DNA-Tests — Wissenschaftler der Universität von South Carolina (USA) nutzen Produkte von Qiagen für ihre Untersuchungen in der Sperrzone um die zerstörten Atomkraftwerke.
„Die erste Expedition hat Proben gesammelt und ist gerade zurück gekehrt“, sagt Przemek Jedrysik, Mitarbeiter der Qiagen-Pressestelle. Mit Ergebnissen werde im Herbst gerechnet: „Es geht um die Frage, welche Auswirkungen eine dauerhafte radioaktive Bestrahlung auf die Pflanzen und Tiere hat.“ Nach Möglichkeit sollten die Tests über lange Zeit dreimal jährlich wiederholt werden.
Peer Schatz, Qiagen-Vorstandsvorsitzender, über die 120 Milliarden US-Dollar, die jedes Jahr in Biotechnologie investiert werden
Die Hildener Biotest-Hersteller unterstützen die Forschung mit Material. Einige Wissenschaftler stehen in Hilden bereit, helfen ihren amerikanischen Kollegen bei technischen Problemen. „Je nach Notwendigkeit sind verschiedene Teams beteiligt“, sagt Jedrysik.
Die amerikanischen Forscher seien zum Teil am ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl gewesen. „Dort konnte man aber erst später in die Sperrzone. In Japan ist die Situation offener“, erläutert Jedrysik.
Gerade fertig geworden ist ein Bau des Hildener Unternehmens nahe der Max-Vollmer-Straße. „Wir sind in einer Umzugsphase“, sagt Jedrysik. Laborarbeitsplätze und Büros würden eingerichtet, für die neu aufgestellten Maschinen müssten Tests gegenüber den Aufsichtsbehörden nachgewiesen werden.
Ein weiteres Gebäude neben der Hauptverwaltung mit ihrer geschwungenen Fassade wird der Produktion dienen. Insgesamt entstand bei Qiagen in diesem Jahr Platz für 500 weitere Arbeitsplätze. „Die Gebäude sind nach LEED — einem amerikanischen Standard für nachhaltiges Bauen — zertifiziert“, sagt Jedrysik. Ausgefeilte Konzepte zum Baumaterial, zur Entsorgung und Regenwasserbehandlung gehörten dazu.
Aus einer Probe nur in Spuren vorhandene Substanzen zu extrahieren — darin sei Qiagen weltweit führend, sagt Peer Schatz, 46 Jahre alter Vorstandsvorsitzender des Gesamtunternehmens. „Biotechnologie ist ein Megatrend“, sagt Schatz. Jedes Jahr würden weltweit 120 Milliarden US-Dollar investiert, um die Grundlagen des Lebens zu erforschen: „So viel hat die Mondlandung gekostet.“
Als eine der ersten Aktionen in den Neubauten zeichnete am Donnerstag NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) die Hildener Qiagen GmbH für ihre Leistungen als „Ort des Fortschritts“ aus. „Solche Orte gibt es viele, aber sie sind nicht gut sichtbar“, sagte Schulze. Die Plakette zum Ehrenpreis hängt jetzt in der Garderobe des Forschungs- und Entwicklungszentrums.
„Das ist eine Anerkennung“, sagt Unternehmenssprecher Przemek Jedrysik: „Jeder Mitarbeiter legt ein hohes Tempo vor. Wir sind da, wo Fortschritt verwirklicht wird.“ Offiziell eingeweiht werden die neuen Häuser im Oktober.