Achte Themenausstellung im Fabry-Museum: „Die Dosis macht das Gift“
Die achte Themenausstellung im Fabry-Museum beschäftigt sich mit Genuss und Sucht.
Hilden. „Meine Rede wird etwa 15 Minuten dauern. Das ist auch der Zeitraum, in dem das Gift der Sydney-Trichternetzspinne einen erwachsenen Menschen töten kann.“ Gleich im ersten Satz ihrer Begrüßung stimmte Sandra Abend vom Museumsteam die vielen Gäste auf das Thema ein, um das es in der Ausstellung „Die Dosis macht das Gift: Genuss und Sucht — Heilung und Verfall“ im Wilhelm-Fabry-Museum geht.
Sonntagvormittag wurde die Ausstellung eröffnet und Sandra Abend lud ihre Zuhörer — selbst Stehplätze wurden knapp — zu einem gedanklichen Streifzug durch die Werkschau von 44 Arbeiten ein. Schon der Aufmacher der Ausstellung, ein flammend roter Fingerhut, aus dem eine giftgrüne Flüssigkeit läuft, spielt auf den roten Fingerhut an: Eine Pflanze, die zu den giftigsten ihrer Art zählt. „2007 wurde er gar zur Giftpflanze des Jahres gekürt. Dennoch wird sein Wirkstoff von Ärzten weltweit auch gegen Herzschwächen verordnet“, sagte Sandra Abend.
Als Collage, Öl auf Leinwand, Skulptur oder Fotografie — die Künstler beleuchten das Thema auf eindruckvolle und sehenswerte Art und Weise. Manches ist plakativ dargestellt — wie der Kreis aus kleinen Schnapsfläschchen, die im Titel ironisch als „Kleine Freunde“ bezeichnet werden. Dass es auf „Das rechte Maß“ ankommt, wird beim Blick auf den Totenkopf deutlich, vor dem viele bunte Pillen und ein signalroter Messbecher liegen. Auch die Collage „Cocktail“ macht nachdenklich: Medikamente und Beipackzettel liegen verstreut in einer Wanne, über der eine Figur zu schweben scheint, während sich eine zweite offensichtlich schmerzerfüllt über den Rand beugt, und eine dritte nicht zu wissen scheint, ob sie stehen oder doch lieber liegen sollte.
Süchtig kann der Mensch nicht nur durch Medikamente und Alkohol werden — auch nach der Sonne. Ganz entspannt liegt eine Puppe mit Sonnenbrille auf der Nase und mit inzwischen verbrannter Haut in einem Liegestuhl. Die Künstlerin hat ihrer Skulptur den Titel „Dörrfleisch“ gegeben. Und auf noch eine andere Sucht wird angespielt: Eine Spinne mit einem roten „@“ auf dem Rücken scheint nur darauf zu warten, dass ihr wieder jemand ins (Online)Netz geht. „Sie lässt die Süchtigen nicht mehr aus der digitalen Welt entkommen. Im schlimmsten Fall frisst das emsige Tier den Nutzer auf“, interpretierte Sandra Abend das Bild.
Auch die „Zuckerpuppe“, ein Frauentorso, auf dem es von bunten Aufschriften süßer Schoko-Riegel nur so wimmelt, scheint vor einer ganz anderen Gefahr zu warnen. „Die Pille macht dick. Keine auch“, ist als Werbeslogan über einer Apotheke zu sehen, und eine historische Waage zeigt auf der einen Seite eine winzige, auf der anderen eine große Menge weißen Pulvers. „Leukämie und Spitzenhäubchen“ ist die Überschrift in Anspielung auf den Krimititel „Arsen und Spitzenhäubchen“. „Arsen eignet sich nicht nur zum Mord, es hilft auch gegen Leukämie“, sagte Sandra Abend.