Haan Monsieur Fritz und der Gockel für Eu

Haan. · Wer mit Fritz Köhler über Frankreich und die Verbindung zur Partnerstadt Eu spricht, taucht in eine Welt voller Freundschaft und kulinarischer Genüsse ein.

Fritz Köhler mit einer besonderen Flasche Rotwein , die ihm zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Haan und Eu (Normandie, Frankreich) überreicht wurde.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Der Gockel hieß Fritz und war ein Geschenk für den dortigen Bürgermeister anlässlich einer Ausstellungseröffnung unserer 15-jährigen Städte-Partnerschaft.“ Mit Köhler, der charmanterweise bei unseren westlichen Nachbarn den Namen „Monsieur Fritz“ trägt, über Freundschaft zu Frankreich zu plaudern ist reines Plaisier: Schon 1967 reist er das erste Mal in die Normandie. Nach Eu, das an der Grenze zur Picardie liegt, und mit Mers-les-bains und Le Trèport ein Dreieck bildet.

„Ich war damals Amtsanwärter und unser Kulturamtsleiter Rudolf Dillinger nahm mich mit zu einer Ausstellungseröffnung“, schwärmt Köhler noch heute von seinem ersten Auslandsaufenthalt überhaupt. Er war zwanzig und hatte das Gefühl: „Ich kann Europa erleben.“ Französisch sprach er nicht, verstand aber, dass es bei dem Besuch immer noch um Aussöhnung nach dem Krieg ging. Kaum in der schönen, von vielen Backsteinbauten geprägten Kleinstadt angekommen (in der heute 10 000 Menschen leben) lernte der junge Fritz den 20 Jahre älteren George Meraud kennen. Der war Gastwirt und Verbindungsmann für neue Städtepartnerschaften. „Und er wurde mein Freund.“ Später wird Merauds Sohn Pierre Patenonkel von Fritz Köhlers jüngerer Tochter Charline werden. Dazwischen ist der Haaner – nicht nur im amtlichen Auftrag – rund 200 mal in die 500 Kilometer entfernte normannische Partnerstadt gereist. „Es sind ja nur fünf Stunden Autofahrt“, erklärt er.

Rund 200 Mal war Köhler in der normannischen Partnerstadt

Wichtig seien ihm vor allem immer die mitmenschlichen Kontakte gewesen, die eben die Kommunikation auch zwischen den Nationen förderten: Vom Schützenverein bis zu den Radfahrern begegnen sich in Folge Franzosen in Haan und umgekehrt. Eine der ersten – sehr noblen – Bekanntschaften von Monsieur Fritz war übrigens die mit Isabelle, Comtesse de Paris, wohnhaft im wunderschönen Chateau der alten Residenzstadt Eu. „Sie hat uns dann später hier besucht und beim Stopp in Köln ein Kölsch mit mir getrunken.“

Damit wäre man auch beim Thema Genuss angekommen: Könnte man bei Köhlers zuhause mal eben beim Franzosen ein zu lieferndes Menü auf die sonnige Terrasse bestellen, würde er sich für sechs Austern als Vorspeise, ein Kalbsschnitzel mit Creme-Fraiche-Soße und als Dessert einen Flan wünschen. Den korrespondierenden, leichten Rotwein von der Loire hat der Hausherr schon mal kredenzt. Europa müsse man in all seinen Facetten auch erschmecken, argumentiert der bekennende Genießer, den die Franzosen auch gerne ihren „Genussbeauftragten“ nennen.

Umgekehrt hält sich die Begeisterung für deutsche Küche in Grenzen. „Mit Heringsstipp konnte ich allerdings überzeugen“, erzählt Ehefrau Gaby Köhler. Sie schwärmt von den freundlichen Franzosen, die sie „Madame“ nennen und so ganz selbstverständlich spontan zum Aperitif einladen. „Nach einer Stunde geht man wieder.“ Besonders gefreut hat sich die deutsche Familie über die Einladungen zu großen Festen im Westen, „bei denen wir wie selbstverständlich mit am Familientisch saßen.“

Junge Franzosen schätzen die größere Liberalität im Rheinland

In Deutschland wiederum hätten sich beim Jugendaustausch die junge Franzosen sehr für die vergleichsweise größere Liberalität im Rheinland begeistert. Auch die Einführung eines Weihnachtsmarktes mit deutschen Spezialitäten wie Bratwurst und Stollen fänden inzwischen große Beachtung im Nachbarland. „Die Variante des Stollens mit Calvados à la Schüren gilt ja mittlerweile auch bei uns als europäisches Backwerk.“

Mit einem Urgestein Haaner Stadtpolitik zu plaudern, heißt schließlich auch, seine Meinung als Vorsitzender der Europa-Union zu hören: „Präsident Emmanuel Macron hat tolle Ideen. Die leider mittlerweile verpuffen, weil sie von unserer Politik nicht wirklich beantwortet werden.“ Die Erneuerung von Europa sei aber enorm wichtig. Besonders die der deutsch-französischen Achse. Und dabei: die Einbindung der europäischen Jugend.