Ausschuss: Debatte um Straßentausch
Ende August sollen Daten zum Verkehr auf Martin-Luther- und Turnstraße voliegen
Haan. Vorerst entscheidet die Stadt nichts zum Kreisstraßenverkehr an der Martin-Luther-Straße. Nach den Sommerferien sollen auf einer Bürgerveranstaltung die Anwohner gehört werden, das hat der Haupt- und Finanzausschuss am Dienstag einstimmig beschlossen. Die Verwaltung soll bis Ende August Daten zum Verkehr vorlegen.
Bürger hatten sich an die WZ gewandt, Anwohner hatten ihre Bedenken in einem offenen Brief an Bürgermeister Knut vom Bovert formuliert. Die Martin-Luther-Straße würde eine „Rennstrecke“, wenn sie als Kreisstraße klassifiziert wird. Bislang ist die Stadt für die diese Straße verantwortlich, die Turnstraße ist eine Kreisstraße. Bald soll getauscht werden.
„Der Landrat hat deutlich gemacht, dass er dieses bundesweite Unikum an der Turnstraße nicht mehr hinnehmen wird: eine Kreisstraße mit Einbahnverkehr“, sagte vom Bovert. Die Argumente gegen den Straßentausch: Der Schwerlastverkehr werde zunehmen und sollte besser verboten werden, die Straße werde für gebrechliche Anwohner schwerer zu überqueren, der Lärm könnte unerträglich werden.
„Das Problem ist der Solinger Durchgangsverkehr“, sagt Friedhelm Kohl (FDP). Die mangelnde Autobahnanbindung der Nachbarstadt verursache eine Menge Probleme in Haan. Solingen möge sich damit gefälligst auseinander setzen, stimmten ihm weitere Redner zu. All diese Überlegungen wurden so bereits vor vier Jahren genannt, als das Thema schon einmal auf der Tagesordnung stand (die WZ berichtete).
„Es hat im Haaner Rathaus seit 15 Jahren keine Verkehrsplanung mehr gegeben“, sagte vom Bovert. Die entsprechende Fachstelle sei eingespart worden. Ein externes Gutachten liege bislang nicht vor, weil die Stadt es nicht bezahlen könne.
„Es würde sich an der Martin-Luther-Straße überhaupt nichts ändern“, sagte Tiefbauamtsleiter Guido Mering. Der Straßentausch sei schließlich nur ein Papier, das ziehe keinen Verkehr an. Von den rund 20 Zuschauer erntete er ungläubiges Gelächter. „Man sollte auch an die Anwohner denken“, meldete sich ein Nachbar von der Martin-Luther-Straße zu Wort.
Ralf Hezel von der Abteilung Verkehrssicherheit der Kreisverwaltung nannte die Engstelle ein Problem, an der Parken erlaubt ist: „Man hält an, lässt den von oben kommenden Verkehr durch und dann fährt man wieder mit viel Gas an.“ Die Lärm- und Abgasbelastung werde sinken, wenn der Verkehr flüssiger durchkommt. Anwohner zeigten sich eher besorgt über Lärm durch höhere Geschwindigkeit, wenn die Parkmöglichkeit wegfallen würde. An bis zu 500 Meter Strecke würde es dann keine Einschränkung mehr geben, auch nicht durch Tempo 30.
Für die Online-Kartenanbieter im Internet ist längst klar, welcher Weg die Hauptstrecke ist. Die Martin-Luther-Straße ist als Durchgangsstraße gelb gezeichnet, bei Openstreetmap, einem kostenlosen Anbieter, ist die Turnstraße schon grau markiert wie ihre Querstraßen: Wohngebiet, Anliegerstraße.
Bis zu den Sommerferien soll die Kreisverwaltung nochmals eine Verkehrszählung durchführen — an beiden Straßen. Ralf Hezel hat das zugesagt, allerdings könne die Kreisverwaltung nicht den Lärm messen. Dafür sei ein Gutachter nötig. Die Daten sollen bei der Anhörung im Spätsommer vorgelegt werden.