Bernhard Theusen: Der bescheidene Musiker
Eigentlich hält Bernhard Theusen nichts von großem Tamtam um seine Person. Doch einmal hat er es zugelassen — zu seinem Abschied von der Bühne.
Haan. Sonntagvormittag ist für Bernhard Theusen der letzte große musikalische Vorhang gefallen. 37 Jahre lang leitete der 71-Jährige den Posaunenchor des CVJM, am Palmsonntag dirigierte er offiziell ein letztes Mal seine neun Musiker während des Gottesdienstes in der evangelischen Kirche. Feierlich wurde der gesundheitlich schwer angeschlagene Mann verabschiedet.
„Ich schätze so etwas eigentlich nicht“, winkte der Geehrte bescheiden ab. „Aber wenn es sein muss.“ Musik ist die große Passion von Bernhard Theusen. Auf Lehramt studierte er in Köln Schulmusik, Gesang und Orgel, ebenso Germanistik. Dass er als junger Lehrer 1975 das Dirigat des altehrwürdigen Posaunenchors übernahm, war, behauptet er, einem Zufall geschuldet. „Ein ehemaliger Klassenkamerad sagte mir: ‚Die suchen einen Dirigenten.’“
Wie groß sein Taktgefühl und Können sind, konnte er schon bald darauf beweisen. „Ein paar Monate nach meinem Amtsantritt spielten wir in der Aula des Gymnasiums.“ Ins Repertoire hatte er die Partitur „Fantasy on American Sailing Songs“ genommen. „Ein schönes Stück, das gefiel mir gut. Allerdings ist es eines der schwierigsten Sachen überhaupt.“
Als „herausragendes Ereignis“ hat er dieses Debüt in Erinnerung. Überwiegend waren es Männer, die in dieser Formation spielten. „Die ersten weiblichen Mitspielerinnen hatte ich aus der Musikschule mitgebracht.“ Die hatte er mitbegründet und viele Jahre geleitet.
Bernhard Theusen ist nicht der Typ, der gerne im Rampenlicht steht. Seine vielfältigen musikalischen Aktivitäten rattert er nur rasch runter, dabei ist jede für sich ein überaus verdienstvolles und bemerkenswertes Engagement.
So auch die von ihm ins Leben gerufene Big Band. Deren Gründung klingt aus seinem Munde gewohnt unspektakulär: „Das war irgendwann in den 1980er Jahren, die Akten reichen nicht ganz genau zurück. Im Grunde war es ein leichtfertig gegebenes Versprechen, das ich einem meiner Schüler gab.“
Zusammen mit Konzertpartnerin Renate Schusky sorgte er oft für viel beklatschten Hörgenuss, der Haaner Orgelzyklus fußt maßgeblich auf seinem Ideenfundus als künstlerischer Leiter. Nur bei Erinnerungen an Auftritte mit den Morning Star Gospel Singers erlaubt der versierte Musikus sich einen Moment des Innehaltens. Mit einem eigenen kleinen Tourbus ging es jahrelang an jedem Wochenende zu Terminen kreuz und quer durch die gesamte Republik. „Das waren Zeiten“, resümiert er den Erfolg.
Einer der schönsten Momente, so gesteht er, war ein Auftritt beim WDR. Bestens vorbereitet erschien seine Formation eines Vormittages dort, um zu singen. „Das ging live über den Sender.“ 2005 erfolgte gesundheitsbedingt die Verabschiedung aus dem Schuldienst. Kollegium und Schüler des Gymnasiums bereiteten ihrem stellvertretenden Direktor einen ganz großen Bahnhof. Nun folgte das offizielle Adieu vom Posaunenchor. Bernhard Theusen wollte darum kein großes Aufheben machen. Mit Kambiz Ferydoni sei ein guter Nachfolger gefunden.