BVV-Hauptversammlung: Heimatpflege statt Ratsarbeit
Bürger- und Verkehrsverein wählt Heiner Wolfsperger zum Vorsitzenden. Der SPD-Ratsherr legt sein Mandat nieder.
Gruiten. Lange hat Heiner Wolfsperger nicht gezögert, als er gebeten wurde, die Nachfolge von Hans Rudersdorf zu übernehmen.
Der langjährige Vorsitzendes Bürger- und Verkehrsvereins (BVV) Gruiten, den sein Stellvertreter Eberhard Kampmann am Dienstag als „echten Wachhund auf der Rathaustreppe“ bezeichnete, war im vergangenen Juli überraschend nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Seitdem war die Stelle vakant.
„Ich habe nach kurzem Überlegen und Rücksprache mit meiner Frau zugesagt“, sagte Wolfsperger am Montagabend im Anschluss an die Jahreshauptversammlung des BVV im Gemeindehaus der evangelisch-reformierten Gemeinde. Dort war er von den gut 50 Mitgliedern einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt worden.
„Wenn sie mich wählen, werde ich mein Ratsmandat niederlegen“, hatte er zuvor angekündigt. Ende März wird Alexander Viemann für ihn in den Stadtrat nachrücken.
Heiner Wolfsperger (62) kommt gebürtig aus dem Breisgau und lebt seit 30 Jahren in Gruiten. Seit neun Jahren sitzt er für die SPD im Stadtrat und leitete lange die Geschicke des SPD-Ortvereins Gruiten. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern ist seit einem Jahr im Ruhestand.
Wolfsperger zögerte nicht lange, das wohl „größte Problem für den Verein, den Wegfall des Bürgerhauses“, zu thematisieren. Über den aktuellen Stand der Verhandlungen zwischen der katholischen Kirche, der Stadt und dem Verein Phoenix konnte er nichts sagen. „Es gibt wohl vielversprechende Verhandlungen über den Pfarrsaal als Ersatzlösung, aber die konkreten Pläne sind bislang weder in den Stadtrat noch in die Öffentlichkeit gedrungen“, bedauerte er.
Fest stehe, dass der Bürgerhaus-Komplex verkauft werden soll. Allerdings würde es Überlegungen geben, einen Teil der Fläche, zum Beispiel an der Düsselberger Straße, zurückzuhalten und nicht zu verkaufen. „Damit die Stadt noch ein Grundstück hat, beispielsweise für einen weiteren Kindergarten oder für einen Ersatzbau für die Feuerwehr“, sagte Wolfsperger: „Wenn die Stadt die Fläche komplett verkauft, verkauft sie die Zukunft.“
Marianne Ott kritisierte, dass es keine Wohnangebote für Senioren in Gruiten gibt. Das Bürgerhaus-Areal sei ihrer Ansicht nach ideal für ein „gemischtes Wohnen“ von Familien und Senioren — auch mit Pflegeplätzen. Sie regte eine Abfrage unter den Gruitener Senioren und das Sammeln von Unterschriften an, um so ein Projekt zu forcieren.
Wolfspeger nahm diese Anregung auf und kündigte darüber hinaus an, Bürgermeister Knut vom Bovert beim Wort zu nehmen. Der hatte eine große Informationsveranstaltung zur geplanten Ansiedlung von Johnson Controls im Technologiepark Haan angekündigt. „Wir laden ihn ein“, kündigte der neue BVV-Vorsitzende an.
Schließlich werde sich Gruiten verändern, wenn das Unternehmen seine Ankündigung wahr macht und tatsächlich irgendwann zwischen 3000 und 4000 Mitarbeiter beschäftigt. „Das wird die Struktur Gruitens beeinflussen und vielleicht auch verändern. Der BVV muss auch dazu Position beziehen und darauf achten, dass die Infrastruktur hier nicht weiter zurückgefahren wird“, sagte er.