Prozessauftakt: Bezirkspolizist als blauer Zwerg gemobbt
55-jähriger Beamter musste sogar vor der Wache in Hilden das Unkraut entfernen.
Hilden. Egal, was bei dem Prozess herauskommt, der am Dienstag vor dem Düsseldorfer Amtsgericht begann. Er wirft in jedem Fall ein denkwürdiges Licht auf die Kreispolizeibehörde Mettmann. Denn ein Bezirksbeamter, der trockener Alkoholiker ist, wurde nicht nur schriftlich als „blauer Zwerg“ beschimpft, sondern offenbar auch noch gemobbt. Der 55-Jährige sagte aus, dass er unter anderem das Unkraut auf dem Parkplatz der Hildener Wache entfernen musste — was nicht zu den Aufgaben eines Polizeibeamten gehören sollte.
Begonnen hatte die Geschichte im Dezember 2007. Damals sollte der Bezirksbeamte für die Weihnachtsfeier seiner Dienststelle einkaufen gehen. Dazu brauchte er von seinem Vorgesetzten (56) eine Vollmacht für den Großhandel. Da stand aber nicht nur sein Name, sondern der Zusatz „genannt der blaue Zwerg“. Die hatte der Wachleiter unterschrieben, ohne sich den Inhalt vorher durchzulesen.
Zwar wurde die erste Version der Vollmacht sehr schnell vernichtet, da waren aber offenbar bereits Kopien gemacht worden. Eine davon legte der Bezirksbeamte drei Jahre später in einem Prozess vor dem Verwaltungsgericht vor. Den hatte der 55-Jährige angestrengt, weil er von dem Wachleiter eine schlechte Beurteilung bekommen hatte. Dazu gab der Bezirksbeamte, der inzwischen versetzt ist, eine eidesstattliche Erklärung ab, den „Zwergen-Brief“ persönlich von seinem Vorgesetzten erhalten zu haben.
Der Wachleiter bestreitet das aber vehement. Darum saß auch am Dienstag der Bezirksbeamte auf der Anklagebank, weil er eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben haben soll. Der Wachleiter erklärte, der „blaue Zwerg“ könne auch ganz anders gemeint gewesen sein: „Erst eine Woche zuvor hatten wir damals unsere blauen Uniformen erhalten.“
Unstrittig ist, dass der Wachleiter die Vollmacht nicht selbst geschrieben hat. Er habe allerdings einen Verdacht, wer für den „blöden Scherz“ verantwortlich sein könne — dieser Polizist ist inzwischen sogar im Personalrat der Behörde. Er soll nun als Zeuge gehört werden.
