Das Dorffest in Gruiten versprüht Charme
Dauerregen vertrieb am Samstag die Gäste — dafür kamen am Sonntag umso mehr.
Haan. Schlammschlacht auf dem Gruitener Dorffest war Samstag. Am Sonntag wurde dann nur noch Schlammbowle vom Förderverein Jugendfußball verkauft. Carmen Adolphi und Trixi Römisch verrieten zwar die Zutaten (Kirschen, Wodka, Bitter Lemon und Vanilleeis), aber nicht die Mengen. Die gewaltigen Schlammschollen auf dem Gruitener Dorfanger, die Fahrzeuge und Fußgänger am Samstag gegraben hatten, konnten gestern wieder trocknen. Das legendäre Familienfest für alle Gruitener und herbeigeeilten Auswärtigen versprühte am Sonntag dann endlich seinen liebgewonnenen Charme.
Gekommen waren zum 37. Dorffest gestern mindestens so viele Kinder wie Erwachsene. Am Samstagabend kamen wegen des Dauerregens lediglich die Tänzer unter schützendem Dach auf ihre Kosten. Es konnte bis weit nach Mitternacht geschwoft werden. Für Jürgen Artz, Vorsitzender des Gruitener Skatvereins und seit 75 Jahren Gruitener Bürger, ist das Dorffest eines der wichtigsten im Jahr. Er mobilisiert und aktiviert seine Vereinskameraden zur rechten Zeit. Zehn Männer standen am Samstag im Bierwagen. Aber verkauft wurde nicht einmal die Hälfte vom Vorjahr. Dafür war der Dorfanger gestern voll von Menschen, die dem Vortrag der Männergesangvereine aus Gruiten und Haan zuhörten. Vladislav Movtschan dirigierte. Mitsänger und Solist Jens Lemke, eine wichtige Bassbariton-Stimme, musste erst herbeigerufen werden, bevor das Konzert beginnen konnte.
Eine beliebte Attraktion unter schützendem Dach war die Carrera-Bahn des Gerresheimer Auto-Rennbahn-Centers, die schon wiederholt von der Stadt-Sparkasse Haan für das Dorffest gemietet worden war. Beliebt hauptsächlich bei Vätern und Söhnen. „Meiner rast ganz hinten“, schrie Florian begeistert und schon war sein roter Flitzer aus der Bahn geworfen worden.
Die Waldorf-Schule Gruiten ist Stammgast beim Dorffest. Gezeigt werden Schülerarbeiten aus Holz, Ton und Fäden. Die Schüler kommen aus Wuppertal, Velbert, Mettmann, Solingen, weiß Mutter Marion Hauschild. Sie hört sogar von Familien, die wegen der Waldorf-Schule Quartier in Gruiten suchen. Die vier Monate alten Zwillinge Sharon und Shirin sind mit den Eltern zum Dorffest erschienen. Allerdings gelten sie nicht als Gruitener Neubürger: Denn sie sind aus Haan zugereist. Umso mehr genießt die große Schwester Ronja die gerade geschlüpften Küken der Rassegeflügelzüchter. Zum Charme des Dorffestes gehören die Gespräche.
Ein wenig Zeit hat jeder mitgebracht. Man trifft Nachbarn sowie Leute, die man schon ewig nicht mehr gesehen hat. Der Bürger- und Verkehrsverein (BVV) bietet gleichermaßen Informationen über Dorfwanderwege und seine vorbildliche Betreuungsarbeit der Flüchtlinge.