Letzter Gottesdienst in St. Johannes
Die katholische Gemeinde trennt sich von der Kirche. Das Inventar geht nach Polen und Opladen.
Hilden. Bereits Ende 2015 hat die katholische Gemeinde Hilden die Kirche St. Johannes Evangelist aufgegeben — „profaniert“. Gestern nahmen die Gläubigen mit einem Gottesdienst Abschied von ihrem Gotteshaus. Pfarrer Reiner Nieswandt aus Haan, der die Pfarrei Hilden übergangsweise mit betreut, hatte dafür einen ganz besonderen Termin gewählt: das Geburtsfest von Johannes dem Täufer. „Das ist ein Hochfest im Kirchenjahr“, erläutert Nieswandt, „das überdies mit der Sommersonnenwende zusammenfällt. Es ist der Gegenpart zum Weihnachtsfest. Man könnte sagen, es ist so etwas wie das Sommerweihnachtsfest.“
Reiner Nieswandt, Pfarrer
An dem feierlichen Gottesdienst nahmen auch drei Amtsbrüder aus polnischen Bistum Legnicia (ehemals Liegnitz/Schlesien) teil, das Papst Johannes Paul II. 1992 errichtet hat. Sie werden das gesamte Inventar — Altar, Taufbecken, Bänke und wahrscheinlich auch die Orgel — übernehmen. „Uns war es ein wichtiges Anliegen, dass das Inventar würdig weiterverwendet wird“, betont Nieswandt: „Das Inventar der aufgegebenen Kirche Maria vom Frieden in Haan ist auch nach Polen verschenkt worden. Daher wissen wir: Es kommt in gute Hände.“ In Polen werden noch neue Kirchen gebaut. Im Bistum Liegnitz auf einem ehemaligen Kasernengelände, hat Nieswandt erfahren: „Dort war vor 30 Jahren das Luftwaffenhauptquartier des Warschauer Pakts.“ Die Glocken und der Glockenstuhl von St. Johannes Evangelist will die St.-Elisabeth-Kirche in Opladen übernehmen. Sie gehört zur St.-Remigius-Gemeinde. „Wir prüfen derzeit die Baustatik der Kirche“, erklärt das dortige Pastoralbüro: „Wenn alles passt, würden wir gern die Glocken und Glockenstuhl übernehmen.“ Das Gotteshaus hat aktuell keinen Glockenturm.
Wie das aufgegebene Gotteshaus und das Grundstück im Westen Hildens künftig genutzt werden, sei noch offen, sagt Nieswandt: „Wir sind mit verschiedenen Investoren im Gespräch. Die neue Nutzung soll sozialen Charakter haben. Ein Abriss und eine Neubebauung sind sehr wahrscheinlich.“ Baurechtlich können entlang der Düsseldorfer Straße nach geltendem Recht Wohnungen errichtet werden. Für eine andere Bebauung des Areals müsste zuvor ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Dazu würden Rat und Verwaltung sicher nicht Nein sagen.
Die Stadt Hilden hatte das Kirchengrundstück der katholischen Gemeinde vor 50 Jahren geschenkt. Deshalb wolle die Gemeinde die Anliegen der Stadt bei der künftigen Nutzung einbeziehen und nach einer einvernehmlichen Lösung suchen, hatte Pfarrer Ulrich Hennes vor seinem Wechsel nach Düsseldorf versprochen. Aktuell wird die Kirche als Kleiderlager für die Kleiderkammer des katholischen Sozialdienstes SKFM Hilden genutzt.