Neue Jugendwohngruppe in Gruiten
Der Solinger Verein Difa betreut seit Februar neun Heranwachsende in einer Villa in Gruiten an der Gartenstraße.
Gruiten. In der modernen Wohnküche im Erdgeschoss türmt sich der Kuchen. Edles vom Konditor steht neben Selbstgebackenem. Neugierige Nachbarn und Mitschüler geben sich die Klinke in die Hand, Betreuer und Geschäftsführer der Difa tauschen sich mit ihnen aus. Dazwischen stehen etwas schüchtern blickende junge Männer zwischen 15 und 17 Jahren. Vier stammen aus Syrien, vier aus Afghanistan. Der neunte, einzige deutsche Jugendliche, glänzt durch Abwesenheit: „Er hat sich wohl in ein Nachbarsmädchen verguckt und ist mit der unterwegs“, entschuldigt ihn Nadja Parusel, die Leiterin der Wohngruppe „Homeplate“.
Seit mehr als 25 Jahren betreut der private Verein Difa, der Mitglied des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands (DPWV) ist, Heranwachsende, die nicht mehr zu Hause leben können/wollen in Wohngruppen, kümmert sich um minderjährige Flüchtlinge sowie Mütter und Kinder.
„In Haan-Gruiten sind wir gelandet, weil dieses Haus hier gerade frei war und der Vermieter unser Konzept gut findet“, sagt Parusel. Ein Glücksgriff sei es, „weil wir kaum renovieren mussten.“ Im Januar wurde das Haus angemietet, im Februar zogen die jungen Männer ein.
Die Difa nimmt sie, wie sie kommen: „Das ist hier eine Regelgruppe der Jugendhilfe. In Solingen haben wir gut gemischte Gruppen von vielen deutschen Jugendlichen und dazwischen ein paar Flüchtlingen. Hier hat es sich ergeben, dass gerade viele Unbegleitete eine Unterkunft brauchten.“
Deswegen sind hier zufällig nur junge Männer und unter ihnen nur ein Deutscher, Dennis. Nach anfänglichen Sprachschwierigkeiten hat er aber schon gesagt, es störe ihn nicht, mit den Flüchtlingen zusammen zu leben“, beteuert Parusel.
Bei der Führung durch das Haus wird schnell klar, dass es hier wirklich behaglich ist. Diplomaten haben hier nur kurz gewohnt und eine sehr nobel eingerichtete, schicke Wohnung hinterlassen: Feinstes Badezimmermobiliar, schicke Fliesen, bunte Wände in frischen Farben — und für jeden jungen Bewohner ein Zimmer mit viel Licht und Blick in die blühenden, gepflegten Nachbargärten. Oubada und sein Bruder Mohamad aus Damaskus fühlen sich wohl. Der eine besucht das Gymnasium in Haan, der andere noch eine Förderklasse: „Wir haben nette Mitschüler“, erzählt Oubada.
„Unsere Eltern und weitere Geschwister sind noch in Syrien.“ Täglich versuchen die jungen Flüchtlinge, via Facebook oder What’sApp ihre Verwandten zu erreichen. Dafür stehen ihnen Laptops und Handys zur Verfügung.
Die Difa vermittelt muttersprachliche Psychologen, wo es nötig ist, kümmert sich um Nachhilfe und alles, was traumatisierte Kinder brauchen, um in Deutschland anzukommen.
Auch die Erziehung zur Selbstständigkeit gehört dazu:“ Sie müssen selbst abwechselnd kochen, waschen und ihre Zimmer sauber halten“, sagt Bastian Lisicki, der stellvertretende Leiter der Wohngruppe.
Acht Betreuer kümmern sich 24 Stunden pro Woche abwechselnd um die Schützlinge — und ums Umfeld: „Gute Nachbarschaft ist uns wichtig“, sagt Nadja Parusel. „Die Nachbarn sind sehr freundlich, die Zusammenarbeit mit den Schulen und dem Jugendamt klappt gut. Zwei unserer Jungs besuchen die Walddorfschule“, heißt es.
An möglicherweise frei werdenden Plätzen hat das Haaner Jugendamt bereits Interesse bekundet.