Das Ende der alten Bahnsteiguhren

HIlden. Seit dem 17. März werden die analogen Uhren auf dem Bahnsteig des Hildener S-Bahnhofes schmerzlich vermisst. So wie es aussieht, entfernt die Bahn die ausgedienten Zeitanzeiger dort, wo digitale Laufbandanzeigen ihren Job übernommen haben.

„Dies sind die heute an kleineren Bahnhöfen üblichen dynamischen Schriftanzeigen“, bestätigt ein Sprecher der Bahn auf Nachfrage. „Die können eben nicht nur die Zeit anzeigen, sondern auch Hinweise zum Zugverkehr.“

Doch wer vermisst diese Zeugen der Vergangenheit? Sicherlich viele, die an den alten Dingen hängen, etwas nostalgisch das Gefühl von gestern auch heute noch spüren und nicht alles loslassen wollen.

Und das ist verständlich: Wer kennt sie nicht, die großen Sekundenzeiger, die langsam schleichend über das große schwarz-weiße Ziffernblatt gleiten? Auch wenn sie das oft gar nicht tun, sondern stehen geblieben sind und die Uhren nachgehen — Nostalgie braucht keinen wahren Nutzen.

Warum hängen wir uns sonst alte Kaffeemühlen in die Küche, obwohl diese Arbeit längst der Kaffeevollautomat erledigt? Blechschilder mit Waschmittelwerbung aus den 50ern, beim Dinner von Elvis und Marilyn bedient werden und die alten Pullover von Opa auftragen — das alles ist nicht alt, sondern vintage — längst Trend, auch bei der Jugend. Die Bahn scheint diese Zeichen der Zeit verpasst zu haben — entgegen der Vorlieben der sicherlich auch bahnfahrenden Nostalgie-Bürger. Was verschwindet wohl als Nächstes? Nach Urin riechende Retro-Ecken oder gar die Tauben, die mit ihrer gurrenden Gesellschaft seit Dekaden das Bild der Bahnsteige prägen? Irgendwann muss ja mal Schluss sein mit modern. Oder? höv