Das Kirchenkreuz wird restauriert
Die Verankerung des Kreuzes ist marode. Bevor es abstürzte, wurde es nun demontiert. Bei den Arbeiten gab es einige Überraschungen.
Haan. Gut eine Stunde dauert es, dann hält Metallbauer Sascha Kusenberg den Wetterhahn in der Hand. Neben dem Kreuz und einer darunter gelagerten Kugel ist der Hahn eines von drei Bestandteilen, die den Aufsatz auf der Turmspitze der Evangelischen Kirche bilden. Schritt für Schritt montierten die Handwerker gestern diesen Aufsatz ab. Denn bei Reparaturarbeiten am Blitzschutz im Frühjahr dieses Jahres hatte sich herausgestellt, dass die Verankerung des Kreuzes marode geworden war.
Zu groß schien Kirchbaumeisterin Janine Preuß-Sackenheim die Gefahr, dass sich das ohnehin schon leicht gedrehte Kreuz neigen oder gar herabfallen könnte. Das Presbyterium folgte ihrer Auffassung und stellte das Geld für die Aktion bereit — die die Gemeinde „fast einen fünfstelligen Betrag kostet“, sagt Preuß-Sackenheim.
Mit einem Kran rückten Schreiner, Dachdecker und Metallbauer an und ließen sich von einem Hubwagen in 47 Meter Höhe bringen. Währenddessen hatten sich an der Kaiserstraße nicht nur zahlreiche Schaulustige eingefunden. Auch ein Team des Evangelischen Kirchenkreises Mettmann war gekommen, um die Arbeiten zu begleiten. Neben einem Statiker waren auch Projektleiterin und Architektin Uta Meyer-Morick und Fachbereichsleiter Bau und Liegenschaften des Kirchenkreises, Ralf Spelter, dabei.
Ralf Spelter, Kirchenkreis
„Da wartet noch ein Überraschungsei auf uns“, sagte Spelter mit Blick auf die metallene Kugel, die womöglich ein Geheimnis birgt. Denn „es war früher üblich, dass man in diesen Kugeln etwas verpackt hat“, erläutert Preuß-Sackenheim. Meist waren es Dokumente und Urkunden, ähnlich wie in einem Grundstein. Sind also auch in der Kugel der Evangelischen Kirche Haan alte Schriften zu finden? „Das kann noch richtig spannend werden“, sagt Spelter.
153 Jahre alt ist die Kirche, doch der metallene Aufbau dürfte jünger sein, schätzt Preuß-Sackenheim. Genaues weiß sie nicht, obwohl sie viel Zeit in den Archiven zugebracht und in alten Akten gestöbert hat. Denn über manche Details gibt es keine Informationen mehr. Umso größer daher die Freude, als Sascha Kusenberg den abmontierten Wetterhahn herzeigte. Denn dort ist eine Jahreszahl eingraviert: 1960. Staunend beugten sich die Kirchenfachleute über das metallene Stück, das mit rostigem Braun, Rot, Grün und Gold regelrecht bunt ist. Zumeist sind es Verfärbungen des Kupfers. Doch die Goldreste sind ein Zeichen dafür, dass der Wetterhahn wohl einst von Gold überzogen war. Den Beteiligten ist anzumerken, wie sehr sie sich darüber freuen, diese Details über „ihr“ Gotteshaus und die Arbeit früherer Generationen daran zu erfahren.
Doch das Geheimnis der Kugel will sich so schnell nicht lüften lassen. Zu fest saß die Metallkonstruktion auf dem sogenannten Kaiserstiel, einem Eichenpfosten von 30 Zentimetern Durchmesser. Die Handwerker brauchen Stunden, sie zu lösen. Schließlich aber war gewiss: Die Kugel ist leer. Schade. Kein Gruß aus der Vergangenheit. „Aber wir werden überlegen, ob wir nicht selbst für eine Füllung sorgen, die in die restaurierte Kugel passt“, sagt Preuß-Sackenheim. Immerhin eine gute Nachricht: Das Kreuz ist so gut erhalten, dass es nicht ersetzt werden muss, sondern überarbeitet werden kann. Was jedoch genau geschieht, das wird das Presbyterium im Herbst entscheiden. Und bis die Arbeiten voraussichtlich im kommenden Jahr fortgesetzt werden, erhält das Kirchturmdach eine provisorische Versiegelung. So lange bleibt die Evangelische Kirche ohne Kreuz.