Debatte in Haan Thema Lüftungsanlagen sorgt für Streit

Haan · Die Verwaltung will das Geld für Gutachten einsparen. Die Politik hält dagegen und verschiebt die Wunschliste.

Mobile Luftfilter wie dieser wurden von anderen Städten in Schulen aufgestellt. RLT-Anlagen versorgen ganze Gebäude mit frischer Luft.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Der Ratsbeschluss aus dem Dezember 2021, eine Machbarkeitsstudie zur Nachrüstung aller Klassen- und Aufenthaltsräume in Haaner Schulen und Kitas durch „raumlufttechnische Anlagen“ durch ein externes Büro durchführen zu lassen, bleibt bestehen. Der Bauausschuss hatte eine Orientierungsdebatte geführt. Tags drauf lehnte es der Bildungsausschuss mehrheitlich ab, den Ratsbeschluss aufzuheben.

Das hatte die Stadtverwaltung vorgeschlagen, um die für die Untersuchung geplanten rund 600 000 Euro einzusparen und damit den Etat zu entlasten. Die Erste Beigeordnete Annette Herz hatte erklärt, heute sei die Situation eine ganz andere als 2021. „Die Pandemie gilt als beendet.“ Und weder Schulen noch Kitas hätten sich in den Corona-Jahren als Infektionsherde erwiesen. Hinzu kämen klare Studien, dass Fensterlüftung das effektivste Mittel sei. Immerhin seien die Schulen und Kitas mit CO2-Trackern ausgerüstet, die klar anzeigten, wann es Zeit zum Lüften sei. Herz räumte ein, Raumlufttechnische Anlagen (RLT) seien gut. Aber in der aktuellen Haushaltslage nicht finanzierbar.

Walter Drennhaus (SPD) bedauerte im Bauausschuss diese Entwicklung und forderte, künftig bei Umbau/Sanierung und Neubauten RLT vorzusehen. Ernst Adam (WLH) erklärte, in Corona-Zeiten sei es Ziel gewesen, durch RLT-Anlagen Kinder in Schulen und Kitas zu schützen. In den letzten Sommern habe sich ein weiteres Problem aufgetan, nämlich überhitzte Gebäude. RLT-Anlagen könnten die „Grundlage zu gesundem Lernklima“ bilden.

Lüftungsanlagen seien keine Klimaanlagen, erklärte die Stadt

Dafür müssten aber die RLT-Anlagen mit Aggregaten ergänzt werden, die auch die Temperatur regeln können. Lüftungsanlagen, auf die sich die beabsichtigte Untersuchung bezogen hätten, versorgen Räume mit frischer gefilterter Luft, die über Wärmetauscher durch die Abluft temperiert ist. Es handelt sich aber nicht um Klimaanlagen. Das versuchte der neue Leiter des Gebäudemanagements den Politikern zu verdeutlichen, fand aber kein Gehör.

Andreas Rehm erklärte, die GAL-Fraktion würde gern das Gutachten zu den Lüftungsanlagen haben. Eine solche Untersuchung helfe, Entscheidungen fachlich zu unterstützen. Rehm bezweifelte, dass für eine Voruntersuchung tatsächlich 600 000 Euro notwendig sind. „Wir wollen erst einmal schlauer gemacht werden!“

FDP-Fraktionschef Michael Ruppert begrüßte im Bildungsausschuss den „dringenden Sparvorschlag“ der Verwaltung. Vincent Endereß (CDU) erklärte, RLT-Anlagen seien nicht überall zu installieren. Mit Fensterlüftung und Lüften nach CO2-Trackeranzeige „sind wir gut gefahren“. Jetzt könne sich die Stadt nicht auch noch mit der Klimatisierung von Schulen befassen, stand er der Verwaltung zur Seite. Bei Neubauten – wie jetzt für die Grundschule Unterhaan an der Steinkulle – solle das Thema aber mitgedacht werden.

Meike Lukat (WLH) fand, der Verweis auf die Haushaltskonsolidierung sei „zu kurz gegriffen“. Es gelte, die Haustechnik in Schulen und Kitas für die Zukunft zu rüsten. Land und Bund gewährten vielleicht Fördermittel. Schuldezernentin Annette Herz betonte, 2021 sei der Vorschlag, RLT-Anlagen in Schulen und Kitas vorzusehen, „begründet“ gewesen. Seither habe „sich die Welt aber mehrmals gedreht“. Aber: „Es ist nicht mein Geld. Sie haben die Entscheidungshoheit“, sagte sie an die Adresse der Politik.

Sie mahnte aber, das „Gebäudemanagement schiebt eine riesige Bugwelle an nicht erledigten Ratsbeschlüssen vor sich her“.