Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Mobilität Hochwasserschutzkonzept lässt Politik ratlos zurück
Haan · Ein nachhaltiges Schutzkonzept geht aus dem Gutachten nicht hervor. Zusätzlich verärgert ein Schreiben der Bezirksregierung.
Der Ausschuss für Umwelt und Mobilität der Stadt Haan entnimmt dem Hochwasserschutzkonzept für Gruiten vorerst keine Handlungsanweisung. In der Sitzung am Dienstag wurde kein Beschluss zu dem vorgelegten Abschlussbericht gefasst. Denn dieser kommt zu dem ernüchternden Ergebnis, dass eine absolute Sicherheit für Gruiten-Dorf auch in Zukunft nicht gewährleistet werden kann. Die untersuchten möglichen Maßnahmen – besonders die Errichtung von bis zu sieben Rückhaltebecken – erwiesen sich laut Gutachtern als weder ausreichend noch wirtschaftlich.
Dennoch stellte der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW) eine Vorabanfrage an die Bezirksregierung in Düsseldorf nach einer Fördermöglichkeit für derartige Becken, die zumindest einen Teil des Hochwassers abfangen könnten. Die Antwort fiel in einem Schreiben vom 24. Mai eindeutig negativ aus.
Darin heißt es, bei der Bezirksregierung sehe man „unter den gegebenen Voraussetzungen keine Möglichkeit für eine Förderung mit Landesmitteln.“ Begründung: Die topografischen Voraussetzungen zur Schaffung von Rückhaltevolumina für ein Jahrhunderthochwasser wie 2021 seien nicht gegeben. Des Weiteren rechnet man mit Investitionskosten von etwa 11 Millionen Euro, zu denen noch Betriebskosten kämen, und erkennt daher angesichts von bei einem weiteren Hochwasser erwarteten Schäden von circa einer Million Euro „ein sehr ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis“.
Bezirksregierung soll Haltung in politischer Sitzung erläutern
Doch mit diesem knappen Bescheid aus Düsseldorf will sich die Haaner Politik nicht zufrieden geben. Sichtlich verärgert kündigte Jens Lemke (CDU) an, einen Vertreter der Bezirksregierung zu einer ausführlicheren Stellungnahme in eine Sitzung von Umweltausschuss, Haupt- und Finanzausschuss oder Stadtrat einladen zu wollen: „So einfach kann man es sich nicht machen!“ Jörg Dürr (SPD) stimmte ihm zu: Die Bezirksregierung lasse die Betroffenen alleine und vermittele den Eindruck, dass Hochwasserschutz nur für große Flüsse da sei.
Georg Wilhelm Adamowitsch, der als Vertreter der Interessengemeinschaft Hochwasser Gruiten vom Ausschuss angehört wurde, führte den abschlägigen Bescheid aus Düsseldorf auf „Webfehler“ des Gutachtens zurück. Denn darin finde der Wert von Gruiten-Dorf als einem historischen Bauensemble keine Berücksichtigung. Dass es sich um ein schützenswertes Kulturerbe handele, müsse aber auch in die Wirtschaftlichkeitserwägung einbezogen werden. Allerdings schreibt die Bezirksregierung ausdrücklich: „Dass es sich bei den betroffenen Gebäuden in vielen Fällen um historische Gebäude handelt, rechtfertigt allein diesen Mitteleinsatz nicht.“
Immerhin eine gute Nachricht: Die Telekom hat auf dem ehemaligen Rockwell-Gebäude an der Düsselberger Straße eine Antenne installiert, die das Funkloch in Gruiten beheben und die Kommunikation der Einsatzkräfte erleichtern soll.