Die Hildener Firma Wachtel meldet einen Auftragsrekord
Gute Nachricht aus der Wirtschaft: Der Bäckereitechnik-Hersteller hat in zwei Jahren fünf Millionen Euro investiert. Auch in Russland.
Hilden. Für das neue Verwaltungsgebäude an der Hans-Sachs-Straße hat geschäftsführender Gesellschafter Oliver Frey schon viele Komplimente bekommen. Der Neubau aus Stahl und Glas mit der ausgefallenen Holzfassade ist ein architektonischer Hingucker mit Wow-Effekt — modern, innovativ, durchdacht, aber keineswegs protzig oder gar kühl. Drinnen gibt es für die 50 Mitarbeiter Vierer-Büros — „weil wir nur als Team Erfolg haben können“, ist Frey überzeugt. Vor 2,5 Jahren ist er als Mehrheitsgesellschafter und dritte Generation in das 93 Jahre alte Familienunternehmen eingestiegen. Seitdem hat sich einiges verändert. Der Bäckereitechnik-Hersteller hat rund fünf Millionen Euro investiert. Unter anderem wurde für rund zwei Millionen Euro eine angrenzende Tennishalle in eine Montagehalle umgebaut. Wachtel beschäftigt knapp 300 Mitarbeiter, davon 170 in Hilden. Die Auftragslage ist „extrem gut“, berichtet Frey. „Wir verzeichnen den höchsten Auftragseingang seit zehn Jahren und wachsen im zweiten Jahr in Folge zweistellig.“ Das habe mehrere Gründe.
Hauptkunden des Hildener Unternehmens ist das Bäckereihandwerk: „Viele Fachbetriebe investieren, weil sie sich gegen die großen Billigbäcker und Discounter behaupten können.“ Backen, Kühlen, Steuern, Automatisieren: Wachtel bietet ganzheitliche Lösungen aus einer Hand. 60 Prozent der Produkte gehen in den deutschsprachigen Raum, 40 Prozent in den Export. Wachtel ist in ganz Europa, Amerika, Asien, Australien und Neuseeland vertreten, in Taiwan, Russland und Polen gibt es sogar eigene Tochtergesellschaften.
Mit der Ukraine-Krise brach das Russlandgeschäft ein. Das hat sich wieder geändert, freut sich Frey: „Der russische Markt ist wieder zurückgekommen. Die russischen Bäcker bestellen wieder fleißig Öfen. Wir hatten im vergangenen Jahr dort einen Zuwachs von 50 Prozent.“ Innovation: Auch das macht den Erfolg von Wachtel aus. Bei der „Ionisierung“ werden Teiglinge — vereinfacht ausgedrückt — bereits vor dem Backvorgang mit Wasser besprüht. „Dies sorgt für deutliche Energieersparnisse und verbessert gleichzeitig die Qualität“, erläutert Frey: „Wir haben das Verfahren gemeinsam mit einer Universität entwickelt und zum Patent angemeldet. Die Energieersparnis für die Betriebe liegt bei bis zu 25 Prozent. Das sind schnell tausende Euro pro Betrieb.“ Alle neuen Backöfen sind mit „IQ TOUCH“ ausgestattet, auch eine Eigenentwicklung aus Hilden. „Sie werden intuitiv wie ein Smartphone gesteuert“, erklärt der 49-jährige Unternehmer: „Dies hat die Filialbetriebe revolutioniert.“ Die Öfen zeigen frühzeitig eine nötige Wartung an. Und der Bäckermeister kann auf seinem PC nachverfolgen, welcher seiner Backöfen gerade wie viel Energie verbraucht. Die Stadt Hilden sorge für ein „sehr wirtschaftsfreundliches Klima“, lobt Frey den Standort: „Bürgermeisterin Alkenings ist super pragmatisch. Teamleiter Heinze hat uns sehr geholfen. Auch deshalb konnten wir schon nach zehn Monaten einziehen.“ Frey hat in Amerika, Frankreich und den Niederlanden gelebt und gearbeitet.