Programm lässt Handicaps vergessen
Premiere beim Haaner Sommer: Zum ersten Mal haben Menschen mit und ohne Handicap zusammen einen Tag am Strand gestaltet.
Haan. 28 Grad, blauer Himmel: Der Haaner Sommer machte seinem Namen gestern alle Ehre. Am Haaner Strand im Häusermeer war viel los. Zum ersten Mal haben Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam das Programm gestaltet — ein Experiment.
Fünf Behindertenorganisationen hatten sich für den Tag zusammengetan. „Heute soll einfach jeder Spaß haben“, sagte Nina Bleidt von der Evangelischen Stiftung Hephata: „Das Wort Inklusion haben wir für den heutigen Tag bewusst außen vor gelassen, denn es ist keine politische Veranstaltung.“ Michael Halfter vom Verein Haaner Sommer erläuterte: „Wir wollten etwas Neues für Behinderte machen, und das passt ganz gut ins Konzept.“ Ergänzend dazu stellte er fest: „Wir sind ein überschaubarer Kreis. Jeder hat seine Aufgabe bekommen. Wir sind gut organisiert, insofern war alles unkompliziert und keine große Herausforderung.“ Im nächsten Jahr soll es wieder ein ähnliches Fest geben: „Bisher läuft es ganz gut, und wir würden das fürs nächste Jahr noch gerne weiter ausbauen.“
Der 29 Jahre alte Dennis stand gemeinsam mit seinem Betreuer am Grillen und verkaufte Würstchen: „Ich finde es super geil hier. Normalerweise arbeite ich in der Gärtnerei Benninghof. Aber das Grillen macht Spaß und klappt ohne Probleme.“ Sebastian wohnt in der Evangelischen Hephata Stiftung Wohnen. Gestern half er beim Catering auf dem unteren Neuen Markt. Er bemerkte: „Die Stimmung hier ist super — wie am Strand. Ich grille total gerne.“ Betreuerin Dagmar Polz von der Hephata Stiftung begrüßte es ausdrücklich, dass mehrere Einrichtungen beteiligt waren: „Ich finde es toll, dass der Tag von so vielen Menschen gestaltet wurde, und dass die behinderten Menschen auch aktiv werden können. Viele Bewohner erkennen auch ihre Betreuer auf dem Fest wieder, sodass ihnen viele Gesichter vertraut sind.“ Hephata hatte rund 35 Helfer im Einsatz, darunter sechs mit einem Handicap.
Ann-Marleen Zimmermann aus Haan hat mit behinderten Menschen bisher keine Erfahrungen gesammelt. „Im Umgang mit beeinträchtigten Menschen habe ich manchmal Angst, etwas Falsches zu sagen“, gestand die 19-Jährige. Die Veranstaltung gefiel ihr aber sehr gut: „Das Fest ist sehr schön und das Wetter ist echt super.“ Für Sylvia Zimmermann ist der Umgang mit Behinderten kein Problem: „Mein Bruder ist Heilerziehungspfleger, und wir gehen auch öfters mal in einer Einrichtung für behinderte Menschen einen Kaffee trinken.“
Ein Menschenkicker ließ EM-Endspiel-Feeling aufkommen. Bodypercussion diente dazu, herauszufinden, welche Töne der menschliche Körper erzeugen kann. Dazu gab es jede Menge Musik am Strand: Die „Hephata Combo“, „Acoustic5“ aus Wuppertal mit jazzigen Pop-Arrangements und die Beach-Party mit DJ Fryday vom Rockin’ Rooster Club sorgten für beste Unterhaltung. Durch das Programm führte Schauspieler Oliver Fleischer, den viele aus der Serie „Danni Lowinski“, dem „Tatort“ und der Krimi-Reihe „Wilsberg“ kennen. Der gebürtige Bottroper lebt mit seiner Familie in der Gartenstadt und leidet — nach eigenen Angaben — „weiter mit Schalke“.