Experten sind bewusst Externe
Der neu gebildete Gestaltungsbeirat traf sich zu einer Arbeitssitzung in Haan. Die Fachleute suchen die besten Lösungen für die Stadt.
Haan. Mit dem Erhalt eines Denkmals wird immer auch ein Stück Geschichte bewahrt. Aber: Die Nutzung soll zeitgemäß sein. Und die wird oftmals erst durch Um- und Anbauten möglich. Ein Fall für den Gestaltungsbeirat, den die Stadt Haan im März eingerichtet hat. Dieses unabhängige Sachverständigen-Gremium aus fünf Architekten, Stadtplanern, Architekturhistorikern und Landschaftsarchitekten überprüft und bewertet Planungs- und Bauprojekte im Hinblick auf ihre städtebauliche, architektonische und gestalterische Qualität.
Ein Beispiel ist die Alte Pumpstation der Wuppertaler Stadtwerke an der Düsseldorfer Straße. Fünf Ingenieurbüros retteten den Industriebau aus dem Jahre 1894 und nutzen seit einigen Jahren gemeinsam in der restaurierten Gebäudehülle die 1000 Quadratmeter hochmoderner Büroflächen neben und über der historischen Pumpenhalle, die Ausstellungs-, Konzert- und Tagungsraum ist.
Nun wollen die Unternehmen expandieren — und dazu einen Anbau auf der Südseite errichten. Die Politik hat schon diskutiert, auch Bürger sind angehört worden. Nun befasste sich der Gestaltungsbeirat mit der Planung — über die später zu entscheiden sein wird.
Zum Vorsitzenden hat der Gestaltungsbeirat Eckehard Wienstroer, Stadtplaner aus Neuss, gewählt. Auch die anderen sind bewusst nicht aus Haan: Professor Andrea Salgert (Architektin) aus Düsseldorf, Matthias Funk (Landschaftsarchitekt) aus Düsseldorf. Diese drei sind Mitglieder. Vertreter sind Stefan Krapp (Stadtplaner) von der RWTH Aachen und Stefan Strauss (Architekturhistoriker) aus Krefeld. „Jeder hat so einen anderen Blickwinkel“, erläutert Eckehard Wienstroer. Ziel des Gestaltungsbeirates ist es, das Stadtbild (Ortsteile Haan und Gruiten) gestalterisch zu verbessern, die städtebauliche und architektonische Qualität auf hohem Niveau zu sichern und fortzuschreiben sowie Fehlentwicklungen in Architektur und Städtebau zu verhindern. Allerdings nicht flächendeckend.
Nach der Geschäftsordnung richten die Experten ihr Augenmerk vornehmlich auf die Denkmalbereiche, von denen es drei im Stadtgebiet gibt: „Am Nachbarsberg, Stadtmitte Haan und Gruiten-Dorf. Daneben beurteilen die Fachleute das Umfeld von Denkmalobjekten außerhalb der Schutzbereiche — eben auch die Pläne an der Alten Pumpstation. Der Beirat wird nicht von sich aus tätig, sondern nur dann, wenn es irgendwo deutliche Veränderungen geben soll. Wäre an der Kaiserstraße ein Hausabriss und Neubau geplant, würde der Beirat hinzugezogen, gäbe es Pläne für die grüne Wiese, dann nicht. „Wir werden den Beirat schon zu einem frühen Planungszeitpunkt involvieren. Gleiches gilt für städtebauliche Planungsprojekte von besonderer Relevanz, Verkehrsbauten besonderer Bedeutung sowie stadtgestalterisch relevante Einzelmaßnahmen, beziehungsweise Objekte in den oben genannten Geltungsbereichen“, erklärt Planungsamtsleiter Peter Sangermann.
Und was ist, wenn der Gestaltungsbeirat einem Vorhaben nicht zustimmt? „Dann ist dem Entwurfsverfasser die Möglichkeit einzuräumen, seine Pläne gemäß den Empfehlungen des Gestaltungsbeirates zu überarbeiten.“ Die neue Version wird dann erneut bewertet.