Die Notfallseelsorge ist nun besiegelt
Die Helfer mit den violettfarbenen Westen arbeiten jetzt finanziell deutlich besser aufgestellt..
Kreis Mettmann. Ein Kind stirbt. Ein Familienvater verunglückt tödlich. Ein Haus brennt nieder. „So etwas wird niemals Alltag“, sagt Annette de Wendt. Wenn sie nach fünf Jahren als ehrenamtliche Notfallseelsorgerin eins gelernt hat — dann das: „Es bringt gar nichts, sich im Vorhinein vorzustellen, wie etwas sein wird.“ Vor Ort ist ohnehin alles anders. Menschen in absoluten Ausnahmesituationen, konfrontiert mit Tod und Trauer und Leid, brauchen Beistand. Manchmal reicht es, wenn nur einfach jemand da ist.
Das ist nun besiegelt. Zum 1. Januar hat der Kreis Mettmann als Träger des Rettungsdienstes mit dem Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann eine Vereinbarung über die Notfallseelsorge geschlossen. Mit einem Zuschuss von jährlich 45 000 Euro beteiligt sich der Kreis ab sofort an den Personal- und Sachkosten. Bislang gab es 10 000 Euro. Dass gestern im Kreishaus die dicke Unterschriftenmappe kreiste, begrüßte Annette de Wendt ausdrücklich: „Es ist eine Anerkennung unserer Arbeit.“
Zwischen 120 und 150 Einsätze pro Jahr fahren die rund 50 haupt- und ehrenamtlichen Notfallseelsorger. Helfer der Malteser fahren sie nicht bloß dorthin, wo Beistand am nötigsten ist. Sie sind mittlerweile wichtige Helfer der Notfallseelsorger. Seit eineinhalb Jahren organisieren die Evangelischen Kirchenkreise und das katholische Kreisdekanat unter Federführung des Kirchenkreises Düsseldorf-Mettmann die Notfallseelsorge gemeinschaftlich, kreisweit und ganzjährig. „Wir sind extrem dankbar dafür, dass es die Notfallseelsorger gibt und dass sie immer in Bereitschaft sind“, sagte der oberste Polizist des Kreises Mettmann, der Leitende Polizeidirektor Manfred Frorath.
„Wenn junge Polizisten eine Todesnachricht überbringen müssen, dann haben sie meist nur wenig Zeit. Da ist es gut, erfahrene Notfallseelsorger an der Seite zu haben.“ Obwohl alle so voll des Lobes sind für die Arbeit der Menschen, deren violette Westen schon von weitem die Aufgabe signalisieren, war es ein weiter Weg, bis die Einsätze kreisweit und konfessionsübergreifend aufgestellt waren.
Keimzelle war eine Pfarrstelle für Notfallseelsorge im Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann und deren finanzielle Absicherung durch die „Stiftung Notfallseelsorge“.
Von Anfang an machten Ehrenamtler mit, die mittlerweile in neunmonatiger Schulung auf ihre Aufgabe vorbereitet werden. Annette de Wendt beschreibt die Hausforderung so: „Auf der einen Seite müssen wir emphatisch sein und auf die Menschen zugehen. Auf der anderen Seite hilft eine professionelle Distanz. Das sei jedes Mal aufs Neue ein Balanceakt. Bei aller Freude über den mit breiter Zustimmung des Kreistags vervierfachten Zuschuss wünschte sich Landrat Thomas Hendele, „dass sie möglichst selten unterwegs sein müssen.“ Denn jeder Einsatz bedeute, dass Menschen im Kreis litten. Superintendent Frank Weber bezeichnete den Vertrag als „wichtigen Meilenstein“ zur Weiterentwicklung der Notfallseelsorge: „Ich bin sehr dankbar für das nachhaltige Engagement des Kreises.“