Spiegel zeigt „Himmel über Haan“

Am Rathausgiebel haben Wolfram und Güdny Schneider-Mombaur ein Kunstprojekt übergeben.

Foto: Olaf Staschik

Haan. Seit dieser Woche besitzt die Stadt Haan ein neues Kunstwerk. An der seitlichen Südfassade des historischen Haaner Rathauses ist nämlich jetzt ein Spiegelbild-Fenster zu sehen, das kein Fenster ist. Es war noch nie eins, sagen die Denkmalschützer. Und darum wird es als „Disfunktional“ beschrieben. Innen befindet sich der große Rathaussaal. Da, wo das vermeintliche Fenster sein könnte, ist nur eine weiße Wand. Und von außen war das Fenster in der oberen Etage ursprünglich nur eine architektonische Auflockerung der Fassade.

Nach der Idee des Haaner Künstlerehepaars Schneider und Mombaur wurde jetzt in dem Fenster ein Spiegel angebracht, der den „Himmel über Haan“ widerspiegelt. Gestern, am Tag der Übergabe, spiegelte das Fenster sekundenlang blauen Himmel, meist jedoch im Sturm bedenklich wackelnde Baumzweige. Kunstgeschichtlich betrachtet, sagt Wolfram Schneider-Mombaur, verbindet das Motiv des Fensters Innen und Außen. Und schmunzelnd fügt er hinzu, dass das Kunstprojekt am Rathausgiebel „Lichtblicke für Ratssitzungen“ liefern solle. Und das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, das dieses Kunstobjekt genehmigte, nannte das Fenster darum ein „künstlerisches Augenzwinkern“. Eine bemerkenswerte Aktion für die Verwirklichung dieses Künstlerprojekts ist auf jeden Fall die vorbildliche Zusammenarbeit vieler Haaner Unternehmen, die sich alle ehrenamtlich engagiert haben. Die Firma Bohle AG sorgte für den Spiegel. Martin Blau & Sohn GmbH für den Metallunterbau, Dachdecker Fügener für die fachgerechte Installation. Die regelmäßige Reinigung des Spiegels übernimmt die Firma Raddatz. Beteiligt waren auch Druckhaus Fischer und Hammesfahr, Maler Jens Pichtemann und Turek Design. Auf die Hilfe der Feuerwehr konnten die Handwerker ebenfalls zählen.

Als Schneider-Mombaur die Wirtschaftsförderung im Rathaus um Unterstützung bat, war Ressortleiter Elmar Jünemann begeistert. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt für Wirtschaftsförderung wurden die Künstler von Dr. Jürgen Simon, Sandra Müller und Miriam Albuga unterstützt. Von Anfang an war die Installation eine Herausforderung. Zuerst hatte sich irgendjemand vermessen und ein zweiter Spiegel musste hergestellt werden, dann brach der zweite Spiegel entzwei und zum Schluss mussten die Handwerker auf ihrer Arbeitsbühne mit Windböen, Gewitter und Hagel kämpfen. Der Professionalität und der Erfahrung der Beteiligten ist es zu danken, dass keine weiteren Schäden zu beklagen sind. Die Künstler Schneider + Mombaur weisen darauf hin, dass der Rapport der Fassadensteine, der in den Fugen sichtbar gemacht wird, im Spiegelfenster bewusst fortgeführt wurde, um somit eine Fassadeneinheit herzustellen. Dem Ehepaar Schneider und Mombaur ist der künstlerische Einsatz für die Stadt Haan eine Herzensangelegenheit. Und somit wahrscheinlich auch nicht das letzte Kunstprojekt in der Gartenstadt.