Diese Wintervögel sollten in unseren Gärten zu sehen sein

Zum siebten Mal lässt der Naturschutzbund Bürger in ganz NRW die Vögel zählen. Auch eine Reihe von Mitgliedern der Agnu in Haan beteiligen sich.

Haan. Die Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt Haan (Agnu) gibt sich besorgt. „Aktuell melden Vogelbeobachter im ganzen Land, dass in den Gärten auffallend wenig Vögel zu sehen sind“, heißt es auf der Homepage der Naturliebhaber. Auch innerhalb der Agnu sei vom Ausbleiben häufiger Arten berichtet worden: Blaumeise, Kohlmeise und Buchfink, die üblicherweise zu dieser Jahreszeit die Futterhäuschen anfliegen, werden seltener bis gar nicht gesehen.

„Eine erste Auswertung von Daten des Beobachtungsportals Naturgucker.de bestätigt, dass bei einigen Vogelarten, die im November aus Gärten gemeldeten Zahlen deutlich unter den November-Zahlen der Vorjahre liegen“, berichtet Agnu-Mitglied Armin Dahl. Die Ursachen dafür können vielfältig sein: 2016 war der Bruterfolg wegen der nassen und kalten Witterung nur gering. Es gibt dadurch weniger Tiere. Seuchen schwächten einige Vogelarten.

Und womöglich sind auch weniger Tiere aus Skandinavien und Sibirien nach Deutschland zum Überwintern gekommen. Doch auch das so genannte Mastjahr kann seinen Anteil daran haben — die Waldbäume haben in diesem Jahr reichlich Samen entwickelt. Da sind die gefiederten Freunde an dem Futter der Vogelhäuschen eher weniger interessiert. Um einen genauen Überblick über den Bestand der heimischen Wintervögel zu erhalten, hat der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) bereits zum siebten Mal zur „Stunde der Wintervögel“ aufgerufen. Das ist eine bundesweite Zählung der Wintervögel. Sie läuft vom 6. bis 8. Januar und hat zum Ziel, Veränderungen beim Vogelbestand zu ermitteln, um eventuelle Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltbedingungen einleiten zu können.

Armin Dahl, Agnu-Mitglied

„Seit den Herbstferien habe ich kaum Vögel gesichtet. Deshalb bin ich neugierig zu erfahren, ob sich meine Beobachtungen mit den bundesweiten Ergebnissen decken“ sagt Thomas Kalff, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Bergischer Ornithologen. Vor allem die typischen Wintervogelarten des Bergischen Landes wie Amsel, Haussperling, Blau- sowie Kohlmeisen seien zuletzt deutlich weniger zu sehen gewesen, stellt der Vogelkenner fest. Tatsächlich scheint der vergangene Winter besonders schlecht für viele Wintervogelarten gewesen zu sein. Das lassen zumindest die zahlreichen Meldungen vermuten, die besorgte Bürger dem Nabu mitgeteilt haben.

„Ich bin wirklich auf die Ergebnisse der Zählung gespannt. Wir haben auffällig viele Anrufe über die ausbleibenden Wintervögel bekommen“, berichtet der Ornithologe Heinz Kowalski, stellvertretender Nabu-Landesvorsitzender. Dafür verantwortlich könnte die extrem kalte Brutsaison im Frühjahr sowie ein Virus im Ober- und Mittelrhein sein, das vor allem die Rasse der Amseln bedroht. Allerdings zeigt sich der Ornithologe diesbezüglich nicht besorgt. „Es sind naturbedingte Ereignisse, die sich von allein in den Folgejahren ausgleichen werden“, weiß er aus Erfahrung. „Es ist zum Beispiel bewiesen, dass Amseln innerhalb von zwei Generationen Wiederstandkräfte gegen ein bestimmtes Virus entwickeln“, erklärt er. Viel kritischer sieht er dagegen den stetigen Rückgang der Vogelzahl wegen der industriellen Landwirtschaft, der bundesweit spürbar ist. „Die Industrie setzt immer mehr Pestizide und giftige Stoffe ein. Dadurch kommt es zu Nahrungsmangel“, berichtet der Ornithologe. Aber auch der Trend zu einem top-gepflegten Garten führt dazu, dass immer weniger Vögel im heimischen Grün Einzug halten. „Die meisten Menschen pflastern ihren Garten zu, und Unkraut wird ausnahmslos entfernt. Das hält die Vögel fern. Solange die Menschen ihren Garten nicht vogelfreundlicher gestalten, helfen auch Futterhäuschen wenig“, erklärt Kowalski.

Jeder könne etwas zum Schutz der Vögel tun. „Es reicht, dass man im Garten auf Chemie verzichtet, Unkraut wachsen lässt und Vogelfutter aufstellt.“ Ein weiteres großes Problem sieht Sven Kübler von der Haaner Agnu indes direkt vor dem Gartentörchen: „Die Feldvögel sind noch viel stärker bedroht.“