Eher Freunde als Lehrer

31 Lernpaten unterstützen Kinder mit Lernschwächen. Das Sozialverhalten soll gestärkt werden.

Hilden. „Reinen Nachhilfeunterricht oder bloße Hausaufgabenbetreuung gibt es bei uns nicht“, sagt Gertraude Schaper (68). „Bei uns steht der ganze Schüler im Mittelpunkt — mit all seinen Problemen und Defiziten. Egal, ob die Gründe dafür in der Schule liegen oder im Elternhaus.“

Gertraude Schaper ist Lernpatin und damit eine von insgesamt 31 ehrenamtlichen Kräften, die in Hilden Kindern und Jugendlichen zur Seite stehen, die deutliche Lernschwächen haben. „Dabei ist unsere Arbeit weniger auf gute Noten ausgerichtet, sondern darauf, die Kinder in ihrem Sozialverhalten zu fördern“, sagt Peter Schlesiger (71).

„Schließlich liegen viele Defizite irgendwo in der Vergangenheit begründet, haben ihren Ursprung nicht selten in der Familie. „Daher sind wir weniger Lehrer, sondern vielmehr Zuhörer, Freund und Ansprechpartner. Wenn damit eine bessere Note einhergeht, ist das natürlich umso schöner.“

Seit Mitte 2008 gibt es die Lernpaten, die damals von Gertraude Schaper und Herbert Wüstefeld ins Leben gerufen wurden. „Etwas Sinnvolles mit jungen Menschen zu tun — das war es, was uns bewegt hat“, erklärt Schaper die Motivation, sich zu engagieren. „Und den Kindern zu signalisieren: Ich bin für dich da!“

Mit Hilfe von Schuldezernent Reinhard Gatzke, der das schulformübergreifende Projekt von Beginn an begeistert verfolgte, wurde kurz darauf die Stadtbücherei als Träger gefunden. „Sie erstattet uns die Fahrtkosten, stellt Material zur Verfügung und organisiert unsere Fortbildungen“, sagt Schaper. „Und sie ist unser Treffpunkt, wenn wir an jedem ersten Donnerstag im Monat um 17 Uhr zusammenkommen.“

Im Schneeballsystem wurden aus zwei Lernpaten schnell vier, zehn und mehr. Inzwischen sind es zwar 31, „aber wir suchen händeringend weitere Mitstreiter“, so Gertraude Schaper. Denn inzwischen hat sich das Projekt in den Schulen herumgesprochen — und der Bedarf wird immer größer.

„In der Regel kommen die Schulen auf uns zu. Sie wählen die Kinder aus, die Hilfe brauchen, stellen Räume und Unterrichtsmaterialien zur Verfügung“, beschreibt Angela Allroggen-Hasenkamp (56), wie die Kooperation mit den Schulen funktioniert. „Wobei es vorrangig um Grundschüler sowie Fünft- und Sechstklässler der Haupt- und Realschulen geht.“

Aktuell betreuen die Lernpaten 40 Schüler in fünf Hildener Grundschulen, einer Hauptschule, einer Realschule und einer Förderschule. „Manche unserer Ehrenamtler haben ein Patenkind, andere zwei. Das richtet sich nach den zeitlichen Möglichkeiten“, erklärt Kerstin Hülfenhaus (46). „Schließlich sind viele von uns berufstätig.“

„Unterrichtet“ wird ein- bis zweimal pro Woche jeweils ein bis zwei Stunden lang. „Und zwar ganz individuell“, wie Gertraude Schaper betont. „Diese eine Stunde gehört dann zu hundert Prozent unseren Patenkindern.“