Fromme Bücher für den Alltag

In der Sparkasse sind Gebet- und Gesangbücher aus fünf Jahrhunderten zu sehen.

Haan. Das kleine, schwarze Buch ist komplett ausgestattet als Handtäschchen. Lederne Henkel sind an den Buchdeckeln befestigt, die Ränder sind dekorativ eingefasst. Eine aufgesetzte Tasche auf dem Gebetbuch nimmt Kleingeld für die Kollekte auf — eine vollständige Ausstattung für den Kirchenbesuch in den 1950er-Jahren. Einst waren es Alltagsgegenstände, die seit Montag in der Ausstellung „Volksfrömmigkeit und ihre Gebetbücher“ in der Sparkasse zu sehen sind. In zwei Vitrinen werden dort Büchlein in Leder oder Lack, viele reich verziert mit Heiligenbildchen in Metall präsentiert.

Gesammelt hat die frommen Bücher Michael Kröger, Diakon an St. Chrysanthus und Daria. Ein evangelisches Gesangbuch von 1883 auf einem Flohmarkt in Bayern löste seine Sammelleidenschaft aus. Es war ein Zufallsfund, den Kröger vor mehr als 20 Jahren für damals gerade einmal acht Mark machte. Inzwischen hat der Geistliche im Nebenberuf mehr als 1100 Bände aus fünf Jahrhunderten zusammengetragen, dazu viele gerahmte Gebetsblätter. „Ich lasse keinen Flohmarkt aus“, gibt er zu. Inzwischen würden ihn sogar schon zwei Antiquariate anrufen, wenn sie etwas Interessantes ins Angebot bekommen.

Für den Diakon liegt der Wert der Bücher in ihrer Geschichte: „Ich überlege mir oft, wer darin wohl geblättert hat“, sagt er. Manche Bände tragen deutliche Spuren von vielen Fingern, Einbände und Metallverschlüsse sind blank vom Gebrauch. Andere wurden mit Widmung zur Firmung überreicht und verschwanden nach dem Festtag auf Jahrzehnte ungelesen in einer Schublade. Wem die Bücher gehört haben, bleibt für Kröger meistens Spekulation. Gelegentlich finden sich Einträge der früheren Besitzer, in einem Fall der Schriftzug einer Baronin mit Wohnsitz in Düsseldorf.

Die Bände enthalten Gebete für vielerlei Zwecke. Es gibt Texte, um Toten zu gedenken oder Kranken Mut zuzusprechen. Einige Sammlungen sind thematisch: Gebete um Heilung oder für eine glückliche Ehe. Kulturgeschichte spiegelt sich darin wider.

Fündig wird Kröger bei seinen Reisen vor allem in Süddeutschland. In Tschechien befand sich ein wichtiger Hersteller für die kleinen Bücher. Aber auch aus der heimischen Region stammt eines der gezeigten Stücke — es wurde in Elberfeld gedruckt. „Die Bücher sind Ausdruck einer Volksfrömmigkeit“, sagt Kröger. Die Heilige Messe sei früher eine viel stillere Angelegenheit gewesen als heute: „Der Pfarrer stand mit dem Rücken zur Gemeinde und hat die Messe auf Latein zelebriert.“ Für die Gemeindemitglieder sei es üblich gewesen, bis zur Wandlung Rosenkränze zu beten oder Maria anzurufen.