Hildener Küsterinnen bei Papst-Trauerfeier „Eine Gnade, das erleben zu dürfen“

Hilden/Rom · Eigentlich wollten Carina Wimmer und Susanne Kleefisch am Sonntag bei der Heiligsprechung von Carlo Acutis durch Papst Franziskus im Rom dabei sein. Doch es kam anders.

Die beiden Hildenerinnen Susanne Kleefisch und Carina Wimmer beim Requiem für den Papst.

Foto: Carina Wimmer

„Wir sind überglücklich, dass wir dabei sein durften. Das war sehr ergreifend, sehr berührend.“ Susanne Kleefisch ist anzumerken, wie sehr sie das Requiem für Papst Franziskus beeindruckt hat. Die Hildener Küsterin von Sankt Jacobus hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Carina Wimmer das Requiem auf dem Petersplatz live erlebt.

Papst Franziskus wollte
Carlo Acutis heiligsprechen

Eigentlich hatten die beiden Frauen die Reise gebucht, um an der Heiligsprechung von Carlo Acutis teilzunehmen. Der 2006 im Alter von 15 Jahren verstorbene Teenager hätte am Sonntag von Papst Franziskus heiliggesprochen werden sollen. „Doch Ostermontag ist alles anders geworden“, so Kleefisch. „Aber für uns beide war klar, wir treten diese Reise an und sind bei dem Requiem dabei.“

Das Programm zur Messe für den verstorbenen Papst.

Foto: Carina Wimmer

Carina Wimmer ist Küsterin in Sankt Jacobus in Hilden, studiert katholische Theologie und wird in diesem Jahr mit dem Studium fertig. Susanne Kleefisch ist seit neun Jahren Küsterin in Sankt Jacobus, verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Am Freitag sind sie nach Rom geflogen. Am Samstag haben sie ab 4.50 Uhr angestanden, um einen guten Platz auf dem Petersplatz zu bekommen. „Um 6 Uhr wurde die Pforte geöffnet. Dann mussten wir die erste Sicherheitskontrolle passieren, um auf die Via de la Conciliazione zu kommen, und eine weitere, als wir Vatikanstadt betreten haben. Wir waren dann um kurz vor sieben auf dem Petersplatz und standen direkt vor dem Obelisken“, erzählt Wimmer. Sie hätten einen wunderbaren Platz gehabt. „Wir konnten fühlen, wie das Ereignis die Menschen eint. Neben uns stand eine Familie mit vier Kindern, sehr ergriffen, die Kinder waren sehr geduldig. Es wurde gefeiert, gesungen und gebetet.“

Carina Wimmer und Susanne Kleefisch standen auf dem Petersplatz, vor dem Obelisken und waren nah dran beim Papst-Requiem.

Foto: Carina Wimmer

Wimmer berichtet von ihren Gefühlen: „Ich fand es sehr, sehr festlich. Und ich habe sehr viel Dankbarkeit gespürt dem Papst gegenüber, Dankbarkeit Gott gegenüber, der uns diesen Papst geschenkt hat. Wir haben vor einer Woche Ostern gefeiert, und in dieser Predigt heute wurde noch einmal deutlich: Jetzt hält Papst Franziskus vom Himmel aus Fürsprache.“ Diese österliche Hoffnung sei heute konkret deutlich geworden. Die Dankbarkeit gegenüber dem Papst sei auch dadurch spürbar geworden, dass sehr viele Menschen für ihn applaudiert haben.

Viele junge Menschen
wohnten Zeremonie bei

Kleefisch ergänzt: „Insgesamt sind ganz viele Jugendliche in der Stadt. Es ist atemberaubend zu beobachten, wie junge Menschen auf dem Weg sind, zum Glauben, zum Herzen.“ Die Menschen seien aus ganz vielen Nationen gekommen. Aus seiner Heimat seien Flaggen zu sehen gewesen, aber auch viele andere Flaggen von Ordensgemeinschaften, von Missionaren, von vielen Nationalitäten. „Es ist eine Riesengemeinschaft des Glaubens.“

Auf großen Bildschirmen konnten Wimmer und Kleefisch dann vom Petersplatz aus den Weg des toten Papstes bis zur Kirche Santa Maria Maggiore verfolgen. Man habe sehen können, dass auch auf diesem letzten Weg sehr viele Menschen dem Papst zugejubelt haben.

Was haben sie an Papst Franziskus geschätzt? Kleefisch: „Es war einzigartig, wie er sich den Menschen zugewandt hat. Er ist zu den Armen gegangen, ist jetzt gerade noch in seinen letzten Tagen ins Gefängnis gegangen, quasi mit seiner letzten Kraft. Und er durfte noch einmal den Segen spenden. Diesen Moment haben wir noch zu Hause am Fernsehen miterlebt und er hat Gänsehaut ausgelöst.“ Das sei noch einmal ein Geschenk gewesen. Die Küsterin sagt, sie sei sehr dankbar, dass er das noch machen konnte. „Und Ostermontag die Heimrufung, das war auch eine große Gnade. Er war in meinen Augen ein sehr guter Hirte.“ Sie sei im Jahr der Barmherzigkeit, 2016, selbst mit einer Pilgergruppe in Rom gewesen, „da fing meine Arbeit in der Kirchengemeinde an“, so Kleefisch. „Und er hat meine Arbeit in der Gemeinde geprägt.“

Carina Wimmer erzählt: „Ich war mit meinem Gymnasium 2016 auch in Rom zu seinem Jubiläum der Barmherzigkeit. Und das ist das, was mich an ihm besonders berührt hat, dass er die Barmherzigkeit Gottes in den Mittelpunkt und über alles gestellt hat, auch über die Gesetzeskonformität - als das pulsierende Herz der Kirche.“ Das habe sich auch in dem Wahlspruch gezeigt, den er ganz am Anfang gewählt hat „aus Barmherzigkeit erwählt“. Und das sei auch in seinem Handeln deutlich geworden: Er habe Häftlingen die Füße gewaschen, er habe die heilige Pforte in diesem Jahr im Gefängnis in Rom eröffnet. Er habe auch darüber nachgedacht, wie Geschiedene unter Umständen wieder zur Heiligen Kommunion zugelassen werden könnten. „Er ist auf die Menschen zugegangen, er war für die Menschen da. Das fand ich alles besonders bewegend.“

Der Wunsch: Ein Papst,
der zuhören kann

Und welche Erwartungen haben sie an einen neuen Papst? Kleefisch: „Der Heilige Geist wird das richten im Konklave und uns den Richtigen schicken. Was ich mir wünsche, ist ein Papst, der zuhören kann, der demütig ist im Glauben, das Traditionelle beibehält, und trotzdem offen ist für neue Wege. Er muss leiten können, führen können. Die Weltkirche muss er gut zusammenhalten können.“

„Mir ist wichtig in der jetzigen Zeit, wo die Weltkirche von so vielen verschiedenen Positionen geprägt ist, dass der neue Papst diese zusammenhalten und als Einheit bewahren kann“, sagt Wimmer.

Am Samstag wollten Kleefisch und Wimmer noch zwei Pilgerkirchen im Rom besuchen, San Giovanni in Laterano und Sante Croce in Gerusalemme. Und am Abend um 21 Uhr ist eine Rosenkranzandacht in der Kirche Santa Maria Maggiore, wo der Papst am Nachmittag beigesetzt worden ist, die die beiden besuchen möchten „Das wäre ein guter Abschluss dieses Tages“, sagt Kleefisch.

Carina Wimmer: „Für mich war es ein Riesen-Geschenk, so etwas Besonderes, gerade in dieser Zeit diese Reise gebucht zu haben. Einfach hier sein zu dürfen.“ Susanne Kleefisch ergänzt: „Es ist wirklich eine Gnade, das erleben zu dürfen. Das gibt es nur einmal im Leben.“