Eine Schule gegen Gewalt

Die Realschule hat ein Programm vor allem gegen das Mobbing eingeführt. Alle 540 Schüler, ihre Lehrer und auch die Eltern werden mit einbezogen.

Haan. Mobbing gibt es an jeder Schule. „Schulen, die etwas anderes behaupten, lügen“, sagt Nina Golüke von der Kriminalprävention der Kreispolizei Mettmann. Mit ihrer Unterstützung hat die Emil-Barth-Realschule in den vergangenen 18 Monaten die sogenannte Anti-Bullying-Strategie eingeführt — ein Interventionsprogramm gegen Gewalt an Schulen. Auslöser für diese Entscheidung war kein aktueller Mobbingfall, sondern vielmehr der Wunsch der Schule, auf künftige Fälle vorbereitet zu sein und helfend eingreifen zu können.

Dafür hat die Schule — federführend für das Projekt waren Beratungslehrerin Gabriele Burgsmüller und zweite Konrektorin und pädagogische Leiterin Martina Wirtz — einen Fragebogen entwickelt, um die Situation unter den Schülern abzufragen. „Wir wurden zum Beispiel gefragt, was für uns Schüler Mobbing ist, wo unserer Meinung nach am meisten passiert, ob wir schon selbst Opfer waren oder zu den Tätern gehören“, sagt Schülersprecherin Giuseppina Scherillo (17), die die neunte Klasse besucht.

Die Auswertung der Fragebögen ergab, „dass es Mobbing auch an unserer Schule gibt“, sagt Gabriele Burgsmüller. „Und dass unser Schulhof ein Raum ist, in dem das passiert.“ Die Schule habe reagiert und setzt jetzt auch Streitschlichter wie die 15 Jahre alte Elma Durakovic als Aufsicht in den Pausen ein.

Ziel des Anti-Bullying ist es, die Schüler für das Thema zu sensibilisieren, ihnen zu erklären, was Mobbing ist und wo sie Hilfen erhalten. „Uns war es wichtig, auch die Eltern anzusprechen und einzubeziehen, denn die haben oftmals einen ganzen Blickwinkel auf Probleme und Konflikte“, sagt Nina Golüke.

Darüber hinaus wurden Klassenregeln gegen Gewalt aufgestellt und ein konkretes Vorgehen vereinbart, das in einem Mobbingfall eingehalten wird: Täter und Opfer legen den Sachverhalt aus jeweils ihrer Sicht schriftlich dar, ein Lehrer führt Protokoll und die Unterlagen gehen an die Eltern zur Stellungnahme. Es folgt ein klärendes Gespräch mit Täter und Opfer zur Lösungsfindung für das Opfer, es finden Gespräche mit den Eltern der beteiligten Schüler statt, und es soll eine nachhaltige Kontrolle der gefundenen Lösungen durch die Schule geben.

„In Norwegen wurde die Anti-Bullying-Strategie an jeder Schule eingeführt, und die Gewalt ist dort deutlich zurückgegangen“, sagt Martina Wirtz. Sie weiß aber auch, dass das Programm nur dann erfolgreich sein kann, wenn alle mitziehen. „Dem Mobbing muss der Nährboden entzogen werden“, sagt sie und wirbt für ein gutes Schulklima, ein gutes vertrauensvolles Miteinander. „Wenn alle aufeinander achten, kann so etwas nicht so schnell passieren.“

Auch die Schülersprecher und Streitschlichter sind von dem Konzept überzeugt. Sie sind neben Lehrern und Eltern Ansprechpartner für ihre Mitschüler. Denn es sind nicht nur vermeintliche Außenseiter und schwache Außenseiter, die gemobbt werden. „Darunter sind auch strake Schüler“, sagt Elma Durakovic. Und Gabriele Burgmüller ergänzt: „Das kann jeden treffen.“