Sportvereinigung Hilden 05/06: Die besten Süder aller Zeiten

Ein Foto von Ralf Woltersdorf führt in die Geschichte des Fußballs in Hilden und Deutschland.

Hilden. Als fairer Sportsmann hat WZ-Leser Ralf Woltersdorf seinem der WZ zur Verfügung gestellten Foto gleich die Vereinschronik der Sportvereinigung Hilden 05/06 beigefügt. Das hat die Recherche nach der Geschichte hinter dem Foto ungemein erleichtert. Es zeigt die Meistermannschaft des Vereins aus dem Hildener Süden, die in der Saison 1955/56 den Aufstieg in die Landesliga schaffte. Für Woltersdorf ist sie damit „die beste Mannschaft, die jemals für die Süder gespielt hat“.

Der Aufstieg in die Amateurliga gelang den Südern mit 21 Siegen, drei Unentschieden und sechs Niederlagen. Dabei wurde der VfB Hilden als Tabellenzehnter weit distanziert. Die Süder spielten somit in der folgenden Saison eine Spielklasse höher als der große Lokalrivale. Das war (und ist) in der Geschichte beider Vereine eine einmalige Konstellation.

Ein Jahr später zog der VfB nach und so kam es am 13. Oktober 1957 zum ersten Aufeinandertreffen beider Vereine in der Landesliga. Die Begegnung endete 2:1 für den VfB — vor mehr als 4000 Zuschauern. Bei einer Einwohnerzahl von rund 33 000 war somit jeder achte Hildener zum Lokalderby an die Schützenstraße gekommen.

Zurück zur Saison 1955/56: Deutscher Meister wurde seinerzeit Borussia Dortmund durch einen 2:1-Sieg gegen den Pokalsieger Karlsruher SC. Dieses Spiel wurde am 24. Juni 1956 vor 75 000 Zuschauern im Berliner Olympia-Stadion ausgetragen. Der Fußball in Deutschland mauserte sich — nicht zuletzt durch den Weltmeister-Titel von 1954 — zum Volkssport. Womöglich war es auch das durch die stets spannenden Hildener Ortsderbys gestiegene Interesse am Fußball, das den damaligen Stadtrat und Bürgermeister Robert Gies dazu bewogen hatte, am 2. September 1956 die Erweiterung des Sportplatzes an der Schützenstraße zu beschließen.

Dass die Süder den Aufstieg in die Landesliga überhaupt feiern konnten, geht auf ein Ereignis zurück, dass rund 20 Jahre vorher stattgefunden hatte: Laut Vereinschronik fand Anfang 1937 in der Gaststätte de Clerque an der Klotzstraße eine folgenschwere Versammlung statt. Dort wurde der Zusammenschluss des Hildener Fußballklubs 1905 und des Sport- und Spielvereins 1906 Hilden zum heutigen Verein beschlossen.

In der Vereinschronik ist allerdings nicht erwähnt, dass ein Hildener Fußballspieler im Jahr 1956 zum Kader der deutschen Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Melbourne gehörte: Günter Jäger spielte damals in der Oberliga-West als Verteidiger bei Fortuna Düsseldorf und trat laut Hildener Jahrbuch 1956-1959 am 16. November 1956 vom Flughafen Düsseldorf-Lohausen aus die Reise nach Australien an.

Bei den Olympischen Spielen 1956 trat noch eine gesamtdeutsche Mannschaft an. Das dortige Fußballturnier hatte derart viele Meldungen, dass erstmals in der Olympia-Geschichte eine Qualifikationsrunde durchgeführt werden musste. Für die deutsche Mannschaft war das Turnier nach dem ersten Spiel beendet. Sie verlor im Achtelfinale gegen den späteren Olympiasieger UdSSR mit 1:2. Jäger kam in diesem Spiel nicht zum Einsatz. Sein Debüt im Nationaltrikot feierte er am 24. September 1958 beim 1:1 in Kopenhagen gegen Dänemark. Es war sein einziges Spiel für Deutschland. Am Mittwoch kann Jäger wieder feiern — seinen 76. Geburtstag.