Einsam am Bürgertisch

Das Angebot in der Stadtbücherei hat noch nicht die erhoffte Resonanz gefunden.

Hilden. Sich auf den Bürgertisch vorzubereiten heißt für die Ehrenamtlichen der sich dort präsentierenden Vereine derzeit noch, etwas zur Beschäftigung einzupacken. Seit Januar können Initiativen und Vereine regelmäßig im Foyer der Stadtbücherei über ihre Arbeit informieren. Die Erfahrungen mit dem Bürgertisch sind gemischt.

Elena Kruslik und Tatjana Michel vom Verein „Wir in Deutschland“ haben ihre Unterlagen schon mehrfach am Bürgertisch aufgebaut. Die Plätze für Flyer, Kalender, Laptop und Schokolade sind inzwischen perfekt organisiert. „Wir wussten nicht, wie es am Besten passt“, sagt Michel, die Vorsitzende. Einige Landsleute aus der ehemaligen Sowjetunion hätten dort bereits Kontakt mit dem Verein aufgenommen. Aber vier Termine im Monat seien zu viel. Die Belastung für die fünf Vorstandsmitglieder sei — gemessen an der Nachfrage — zu groß.

Zwischen den Gesprächen gehen Michel und Kruslik die Termine von Bildungsangeboten am Laptop durch. „Wir schicken Mitglieder zu Seminaren“, sagt Michel. Die Fortbildung sei eine wichtige Grundlage für die Angebote des Vereins. In Vorträgen und Kursen geben die Mitglieder Informationen zur deutschen Kultur weiter, fördern junge Leute im Beruf und bieten Sprachunterricht — Russisch für Kinder und Deutsch für Erwachsene.

Wie viel Resonanz die Vereine erhalten, sei von der Art der Ansprache abhängig, sagt Büchereileiterin Claudia Büchel: „Und an Markttagen kommen immer mehr Leute.“ Für den Bürgertisch hatte sie alle Hildener Vereine angeschrieben. Nur einige seien ausgelassen worden, weil sie eine zu eng umrissene Zielgruppe haben — wie der Förderverein der Musikschule. Im Belegungsplan zeigen die Lücken, dass noch Platz am Bürgertisch ist.

„Wir haben uns sehr gefreut, eingeladen worden zu sein“, sagt Michel. Erstaunt habe sie, dass „Wir in Deutschland“ der einzige Migrantenverein ist, der das Angebot angenommen hat. Ansonsten sind Termine für Frauenberatung, Behindertenarbeit und Seniorendienste vertreten.

Wenig zufrieden mit dem Ergebnis ist der Bürgerverein Hilden-Süd. „Wir haben null Resonanz“, sagt Schatzmeister Walter Corbat. Er hatte die bisherigen Termine des zweitgrößten Hildener Bürgervereins besetzt. Wenn die Nachfrage nicht zunehme, wolle der Verein sich lieber auf die etablierten monatlichen Stammtische im Haus Tillmann konzentrieren. „Wir sehen nicht ein, dass sich jemand die Zeit nimmt, wenn niemand kommt“, sagt Willi Ninow, stellvertretender Vorsitzender.

„Wir in Deutschland“ wird sein Angebot demnächst ebenfalls anpassen. Dann besetzen die Helfer den Bürgertisch an einem Dienstag und einem Samstag im Monat. „Die Tage sind etwa gleich stark“, sagt Michel.