Erst die Jüngeren, dann die Stars
Die 34. Unicef-Gala in der zweimal ausverkauften Stadthalle verlief anders als sonst, aber genauso mitreißend.
Hilden. Ein paar Konstanten fehlten. Das italienische Gesangstrio „Appassionante“ etwa oder die Big-Brass-Band, die beide in den Vorjahren für beste Stimmung in der zweimal ausverkauften Stadthalle gesorgt hatten, waren bei der 34. Auflage am Wochenende nicht dabei. Doch beim Ablauf blieb sich Initiator und Moderator Heribert Klein treu: Erst die Jüngeren, der Nachwuchs, und zum Schluss die Opernstars. Klein hatte allerdings — und das war neu — große Mühe, sich Gehör zu verschaffen. Er war so heiser, dass ihm zwischendurch die Stimme wegblieb. Den 1400 Gästen blieb da schon eher die Spucke weg.
Schon bei der ersten Nummer, den Drummern von „Stickstoff“ aus der Schweiz, war das Staunen groß. Und als die erst 14-jährige Solomia Lukyanets mit ihrer Stimme in schwindelerregenden Höhen unterwegs war, war es Zeit für die für die ersten Bravo-Rufe und Standing Ovations. Man erinnert sich: Das Hildener Publikum erhebt sich gern nach den einzelnen Nummern, manche Gala wurde schon zum reinsten Turnfest. Es lag sicher nicht an den 24 Stars, dass es am Samstagabend nicht ganz so oft hoch und runter ging. Ratsherr Rudi Joseph, der die Gala seit 15 Jahren besucht, sagte am Ende jedenfalls nur ein Wort: Super! Höhepunkte? Schwierig. Vielen ging das Duett der atemberaubend schönen Musical-Darstellerin Zodwa Selele mit ihrer Mutter ans Herz. Andere liebten den Soul von Juanita Harris, alle lachten bei den Witzen von Saxofonist Tyree Glenn Jr. (75). Die drei Tenöre Mikhail Agafonov, Eduardo Aladren und Andrea Shin ließen niemanden kalt, und der Shooting-Star der Opernszene, Elena Sancho Pereg, erfüllte alle in sie gesetzten Erwartungen.
Erneut war es aber Musical-Star Stephanie Reese von den Philippinen, der es zufiel, an die ernste Seite der Gala zu erinnern. Im Vorjahr hatte sie sich noch bei Hilden bedankt für das Geld, das bei einer eigenen Sammlung für ihre Heimat zusammengekommen war — und damit manchem Gast die Tränen in die Augen getrieben. Damals gingen 200.000 Euro in die Philippinen, um nach den Stürmen dort beim Wiederaufbau eingesetzt zu werden. Nun sang Reese den Edith-Piaf-Song „Je ne regrette rien“, bei dem der Opfer von Paris gedacht wurde: John Florencio, Musicaldirektor in Paris und langjähriger Begleiter von Stephanie Reese bei ihren Tourneen, wohnt einen Steinwurf weit von dem Bistro entfernt, in dem am 13. November Terroristen das Feuer eröffneten. Klein: „In der Nacht bekam ich eine SMS von John. Sie enthielt zwei Wörter. ,Ich lebe.’“ Auch die Warnung der Unicef-Botschafterin Nina Ruge vom Vorjahr ist gespenstische Realität geworden. Ruge hatte damals erzählt, wie in Syrien Millionen Menschen unter freiem Himmel leben müssten. Dort gehe es nicht mehr um Ausstattung von Schulen, so Ruge. Sondern um Nothilfe, um das nackte Überleben. Wenn nicht schnell sehr viel geschehe, würden sich diese Menschen auf den Weg machen, um etwas Besseres als den Tod zu finden — irgendwo. Die Commerzbank macht es als Sponsor überhaupt möglich, dass die Gala Bestand hat. Bürgermeisterin Birgit Alkenings dankte dafür.