Firma Hemscheidt: Gelenke für Schwergewichte
Die Firma Hemscheidt stellt in Gruiten unter anderem Teile für die Fahrwerke von Linienbussen und Panzern her.
Gruiten. Stolz zeigt Mark Wöhrmann das 10 000. Drehgelenk, das kürzlich von der Firma Hemscheidt zusammengesetzt wurde. Demnächst wird es in einen Bus von MAN eingebaut. „Alle Busse dieses Unternehmens fahren mit unseren Drehgelenken“, sagt der Diplom-Ingenieur und Geschäftsführer von Hemscheidt.
Seit 1995 sitzt der Spezialist für Fahrwerktechnik an der Leichtmetallstraße in Gruiten. „Angefangen bei der Schraube wird hier jedes Teil von uns konstruiert und entwickelt“, sagt Wöhrmann. „Das ist unsere Kernkompetenz.“ Die Fertigung vergibt Hemscheidt an Fachfirmen im Bergischen Land, vor allem nach Unternehmen in Wuppertal und Solingen. „Wir sind der Region verbunden.“
Die Drehgelenke für große Gelenkbusse gehören dazu. „Bei einem Bus sind Motor und Getriebe im Anhänger untergebracht. Die drücken den Bus. Er wird nicht gezogen“, erläutert Wöhrmann. „Damit dieser bei höheren Geschwindigkeiten nicht beginnt zu pendeln, wird das Drehgelenk mit Zahnstangen gedämpft. „Das ist eine besonders wartungsarme langlebige Technik ohne Elektronik, die wir uns haben patentieren lassen“, sagt der 38-Jährige, der im vergangenen Sommer die Leitung des Unternehmens übernommen hat. Er versichert: „Solange der Bus eingesetzt wird, so lange hält auch das Drehgelenk aus unserem Haus.“
Hydropneumatische Fahrwerksysteme aus Gruiten kommen auch in anderen Sonderfahrzeugen zum Einsatz, zum Beispiel in Kran-, Bergbau- oder Feuerwehrfahrzeugen. „Wir fertigen kleine Stückzahlen, das ist unsere Spezialität“, sagt Wöhrmann. Aktuell entwickeln er und seine Kollegen mit einem Fahrzeugbauer ein Fahrwerksystem für ein 400-Tonnen-Fahrzeug, das im Tagebau eingesetzt werden soll.
Und nicht nur das. „Wir setzen auch Stoßdämpfer von Kettenfahrzeugen instand“, sagt Wöhrmann. Die in den Leopard-Panzern eingesetzte Technik wird von Hemscheidt zwar nicht mehr produziert, weil die Instandsetzung für die Bundeswehr aber günstiger sei als neue anfertigen zu lassen, kommen die schweren Stoßdämpfer regelmäßig zur Reparatur nach Gruiten. „Für uns ist das ein interessantes Geschäft“, sagt Wöhrmann.
Überhaupt sei die Auftragslage im Moment so gut, dass Hemscheidt die Erweiterung plant. „Wir wollen in Gruiten bleiben. Wir fühlen uns hier sehr wohl“, versichert er. Der Standort mit seinem S-Bahn- und Autobahnanschluss sei gut. Die Fertigungshalle soll ebenso wie die Lagerhalle vergrößert, die Bürogebäude modernisiert werden. „Wir wollen gerne wachsen“, sagt Wöhrmann. Dann sei sowohl das Einstellen weiterer Mitarbeiter denkbar als die Erweiterung der Produktpalette für den Schienenverkehr denkbar.