Flüchtlinge: Bürger wartet auf Antwort

Ein Bürger hatte der Stadt eine Wohnung angeboten — und vermisste eine Rückmeldung. Die Stadt entschuldigt sich.

Foto: Olaf Staschik

Haan. Das könnte passen, dachte Jürgen Wies. Der Haaner besitzt eine zirka 70 Quadratmeter große Wohnung im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses an der Feuerbachstraße. Diese Wohnung könnte doch auch gut für eine Flüchtlingsfamilie geeignet sein, meinte der 72-Jährige. Auf dem Wochenmarkt kam er mit dem Ratsherrn Klaus Mentrop (CDU) ins Gespräch, bot ihm stellvertretend für die Stadt Haan die Wohnung an. Mentrop setzte sich einen Tag später, am Sonntagmorgen, 16. August, 10.32 Uhr, an den Computer und schrieb dem Leiter des Sozialamtes, Udo Thal, ins Rathaus eine entsprechende Mail.

Der antwortete Mentrop — ebenfalls am Sonntag — nur 14 Minuten später und versprach: „Ich werde mich um die Sache kümmern.“ Doch seither „hat sich das Sozialamt nicht mehr bei mir gemeldet“, berichtet Jürgen Wies. Die Wohnung hat der pensionierte Lehrer zwischenzeitlich anderweitig vergeben. Drei Wochen lagen zwischen seinem Angebot und dem Einzug. Wies hätte auch noch länger warten, den Mietausfall verschmerzen können. Marica Basic, Flüchtlingsbetreuerin bei der Caritas, wirbt um Verständnis. Nach Aufrufen der Stadtverwaltung haben zwischenzeitlich mehrere Haaner leer stehende Wohnungen angeboten. Die Stadt melde sie an die Caritas weiter, die die Wohnungen besichtigt und dann prüft.

70 Quadratmeter sind für eine dreiköpfige Familie geeignet, doch zurzeit werden eher Wohnungen für Alleinstehende oder für größere Familien gesucht, sagt Basic. Der deutsche Zuschnitt von Wohnungen für Familien mit nur einem Kind passt eben nicht immer auf Flüchtlingsfamilien. „So viele Familien mit nur einem Kind haben wir nicht.“ Sie habe Verständnis dafür, „dass die Leute sofort vermieten wollen, aber das geht nicht so schnell“. Daher sei bei der Wohnungsvermittlung Geduld angesagt. Das weiß nun auch Jürgen Wies. Er regt indes an, dass Bürger eine Rückmeldung erhalten: „So gar nichts zu hören, das ist der Punkt“, sagt er.

Das bedauert Sozialamtsleiter Udo Thal: „Normalerweise bekommen die Bürger eigentlich sehr schnell eine Rückmeldung“, sagt er auf Anfrage. Warum dies diesmal nicht geschah, kann er sich nicht erklären. Für Rückfragen und Wohnungsangebote steht Thal unter Telefon 02129/ 911430 zur Verfügung. Zwischenzeitlich hat die Stadt Haan außerdem ihre Homepage überarbeitet. Die Politik hatte sie dazu aufgefordert, die Bürger im Internet über das komplexe Flüchtlingsthema aufzuklären.